Über Kulturgüter und die Ferien
Max
erzählt: Eine größere Erholungsreise in den Ferien wurde in jedem Jahr gemacht. Bei der großen Kinderzahl fuhren wir natürlich zu den Großeltern nach Essen oder wurden bei anderen Verwandten untergebracht. Eine Ausnahme gab es: wir waren 6 Wochen auf Schloß Kappenberg bei Lünen. Die Familie, d.h. Mama, Elise, und 5 Kinder, wohnte im Hause Kreuzkamp auf dem Schloßgelände, in einer ehemaligen Abtei. Zu Pfingsten machten wir Ausflüge mit einem Rheindampfer, oder es ging ins Sauerland, wo Heinrich in Menkhausen eine Jagdhütte hatte. Die Mama ist öfter in Scheveningen gewesen, wo sie Anna MULDER-KLÄSENER, Vaters Cousine, traf. Anna heiratete später den Lehrer Jan-Pit MULDER, lebte mit ihm in Alkmaar [s. Foto rechts, dieses Haus in der Steynstraat steht heute noch!] und starb im hohen Alter von 92 Jahren, Jan wenig später."
Niederländische Landschaft (aus "5.000 Postkarten aus der Zeit um 1900" von The Yorck Project)
Foto: In späteren Jahren, als Heinrich schon verwitwet war, fuhr er mit seinen Söhnen an Feiertagen oder in den Schulferien gern in ein kleines Dorf im Hochsauerland. Max erzählt: Dort gab es auch
Das Haus am BergWeit abgelegen vom nächsten Ort lebt in dieser Gegend gegen Ende der 1860er eine junge Familie. Vermutlich um sich lange Anmarschwege zu ersparen, wohnen die Eheleute Maria Theresia und Karl, der Sohn eines italienischen Tagelöhners, in einer einfachen Hütte direkt auf ihrem Feld, etwa ½ Stunde Fußweg vom nächsten Dorf entfernt. Hier werden ihnen 2 Kinder geboren, 1868 der Sohn Josef, 1870 die Tochter Maria. Kurz darauf macht sich der junge Vater aus dem Staube, niemand weiß, wohin. Er überlässt seine Familie ihrem Schicksal.
Einige anspruchslose Schafe grasen auf dem Land, einer Heide, bewachsen mit struppigen Grasbüscheln, Gesträuch und Kraut. Sie sorgen für Milch, Fleisch und Wolle, von der man gelegentlich etwas verkaufen kann und so ein paar Pfennige einnimmt. Nach und nach bekommt die kleine Familie das Leben wieder in den Griff.
Um
1882,
wahrscheinlich als die Kinder schon herangewachsen sind, der Sohn
bereits aus dem Haus
ist, wird die zugige Hütte zu kalt, um sommers wie winters darin zu
wohnen. Vielleicht ist sie auch inzwischen morsch geworden. So machen
sich Mutter und Tochter daran, ein kleines Häuschen aus
Feldsteinen und Lehmziegeln zu erbauen, ohne jegliche fremde
Hilfe. Eine großartige Leistung! In der mündlichen Familientradition wird immer wieder berichtet: "Zwei Frauen haben das kleine Haus ganz allein erbaut." ... Das Häuschen hat 2 Räume, jeder 3m x 3m groß etwa. Es ist mit der Breitseite am Berghang entlang gebaut, teilweise ins Erdreich hinein. Die andere Seite blickt in das weite Tal der Wenne... falls es überhaupt Fenster gab. Der Boden ist kunstvoll im Fischgrätmuster aus kleinen Feldsteinen gepflastert (siehe oben).
Lange Zeit steht dieser Eingang offen. Die Frauen haben kein Geld für eine Haustür. Sie finanzieren den Erwerb (siehe Foto rechts) schließlich durch den Verkauf von warmen Strümpfen, die sie aus selbstgesponnener Schafwolle stricken.
Ein stattliches Fachwerkhaus wird errichtet (Foto von 1935). Es schließt das Gemäuer des kleinen Häuschens mit ein. Seit diesem Jahr ist der Name des Hofes „Das Haus am Berg“. Um das Haus herum wachsen gute Apfelbäume, die wegen der günstigen Hanglage auf dem Berg von Spätfrösten im Mai verschont bleiben. Wenn die Schulkinder im Februar von Haus zu Haus ziehen und ihren Spruch zum Winteraustreiben aufsagen, schenkt Marri ihnen zur Belohnung stets ein paar von diesen Äpfeln. Alle Kinder lieben die köstlichen Früchte, an die sich manch einer heute noch erinnert. Riut, riut, Sunnenvugel!
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