Jahrzehnte später
50 Jahre später fuhren wir nach Masuren im heutigen Polen. Früher war dort Ostpreußen, das "Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen." Wir sahen die "Wolfsschanze", den Ort des
misslungenen Attentats auf Hitler, in der sich der GröFaZ (Größter Feldherr aller Zeiten) unter 8 m dicken Betondecken verkroch.
Foto:
Bunker in der Wolfsschanze, Zdjęcie: Przemysław 'BlueShade' Idzkiewicz.
Auch Hitlers Berghof bei Berchtesgaden
lag
seit Kriegsende 1945 in Trümmern. Hitler hatte den Obersalzberg ab 1933 zum "Führerhauptquartier" ausbauen lassen. Der Kult um den "Führer", der vom Berg herab das Volk regiert, ließ sich vor dem beeindruckenden Alpenpanorama besonders gut
theatralisch inszenieren.... 1945 nahmen US-Truppen Hitlers ehemaliges Refugium
ein und gaben die noch brauchbaren eingelagerten Güter und Lebensmittel zur
Plünderung frei: edles Porzellan, Silber, Kristall ... und vor allem Mehl,
Zucker, Trockenmilch, Reis, Trockenei, Konserven ... Die hungernden Dörfler erzählten
erfreut: "Es
gab Lebensmittel in Hülle und Fülle, genug für 1000 Jahre!" ...
für ein 1000jähriges Reich, das nach 12 Jahren des Unheils ein Ende nahm.
Foto: US-Soldat vor der Ruine des Berghofs auf dem Obersalzberg,
www.br-online.de
Derweil hatte Hitler uns bedenkenlos dem
Verderben überlassen, den Schrecken des Bombenterrors bei Tag und
Nacht, der Hungersnot, dem Kummer und den Ängsten um das eigene Leben und
um das Leben von Angehörigen und Freunden. Er hat mir und
Millionen anderer Kinder die Kindheit
gestohlen, diese unwiderbringliche Zeit, die das ganze weitere Lebensgefühl
eines Menschen prägt.
Sein Wahn von der Herrenrasse,
diese krankhafte Selbstüberschätzung in Verbindung mit gnadenloser
Menschenverachtung, hatte das heraufbeschworen. Deshalb finde ich nicht nur Hitler verabscheuenswert, sondern auch das Hakenkreuz, die Swastika - ich mag nicht seine Lieblinge, Deutsche Schäferhunde (German Shepherds), obwohl die gar nichts dafür können - seine Lieblingsblume, das Edelweiß, es kann auch nichts dafür - das Wort Führer, selbst in Worten wie "Führerschein", den mein Sohn Rossi "Adolfschein" nennt - den 20. April - und
National-Flaggen ebenso wenig wie militärisch kostümierte Karnevals- und Schützenvereine.
Auch die
"Aufmärsche" der liturgisch mit Mitra und Chormantel uniformierten Kardinäle
und Bischöfe auf dem Petersplatz sind mir suspekt.
Ich werde nie ein unbefangenes Verhältnis zu meinem Mutterland haben wie die Amerikaner, die stolz auf Amerika sind. Aber ich fühle mich
dabei frei von jeder Kollektivschuld.
Foto :
Keltische Münze,
mit Darstellung des Mondes
als Maß für die Zeit,
als Sinnbild,
wie alles Leben wächst
und dahinschwindet
und wieder neu wird.
Was sind dagegen schon
"1000-jährige"
Reiche?
Im Frühjahr 2000 besuchten wir ein Dorf auf einer Höhenkuppe der Luxemburger Ardennen, wo vor vielen Jahrhunderten
meine Vorfahren wohnten. Es liegt an einem uralten Weg, - die Gegend ist schon seit 7000 Jahren besiedelt - den einst die Kelten, später dann die Römer benutzten. Man denke an Asterix und Obelix!
Das Dorf wurde im 2. Weltkrieg von den Deutschen "ausradiert", wie man so sagt. Bei der Ardennen-Offensive, dem unsinnigen Versuch, die Alliierten aufzuhalten. In der Dorfkirche trafen wir einen Mann und kamen mit ihm ins Gespräch. Er war so alt wie Wilhelm, mein Mann, Jahrgang 34. "Als wir nach mehreren Monaten aus den Wäldern zurückkehrten, in die wir geflohen waren,
besaßen wir nichts mehr, und kein Stein war mehr auf dem anderen."
Ich fühlte mich unbehaglich, wie so oft, und entgegnete ihm etwas unsicher: "Sie waren ein Kind damals und
mussten leiden. Wir waren Kinder im Ruhrgebiet und mussten den Bombenterror ertragen." Er entgegnete voller Mitleid: "Ach, ihr Armen! Ruhrgebiet ... ich weiß. Dann
musstet ihr genau so leiden wie wir." Wir versprachen einander, uns wiederzusehen.
Dumme Sprüche
Von Christopher Onkelbach (WAZ 18.10.07)
Es sind ja nicht nur unverbesserliche Nazis, die am NS-Regime auch gute Seiten finden. Doch die Arglosigkeit, um nicht
Dummheit zu sagen, mit der jeder Vierte diesem alten, scheinbar unausrottbaren Mythen aufsitzt, ist erschreckend.
Kein einzelner Politikbereich lässt sich aus der Nazi-Ideologie herauslösen, ohne das Verbrecherische des Ganzen zu verharmlosen. Wer etwa Worte wie
Mutterschaft und Familie in der NS-Zeit lobt, will nicht sehen, dass Hitlers Familienpolitik rassenpolitische Ziele verfolgte.
Frauen wurden nicht mehr geehrt als heute, sondern erniedrigt und auf ihre Rolle als Zucht- und Muttertiere reduziert.
Und auch die berühmten Autobahnen waren nicht Hitlers Idee. Sie wurden bereits in den 20er Jahren geplant und verringerten die
Massenarbeitslosigkeit kaum. Wer meint, Kriminelle hätte es damals nicht gegeben, irrt abermals. Und die schlimmsten Kriminellen saßen in der Regierung.
Wer heute noch, trotz aller historischen Belege, solche Thesen vertritt, will es nicht besser wissen. Das ist eine Art von Borniertheit, die sich als Bildungsproblem
entlarvt. Was hilft: Aufklärung ist das beste Mittel gegen Mythen.
Marlies schreibt an ihre Freunde in den USA:
Maybe you get to know about certain "German Catholics" applauding a German
Anchor Woman. Please, keep this mind: Those people are just a group of
ultra-conservatives. In the end the TV lady was fired. The reason was her
historical dumbness. .
The TV journalist praised family friendly times, even Nazi times, when families, mothers, children were
"appreciated more than today" ... BUT!!! did not mention WHY!!!
---> Maniac, pervert Hitler hoped to breed more ARYAN people and on top of all: more soldiers to conquer the world! In the end he
tore families apart, made them getting tortured and killed, their
souls and their bodies, ... fathers, mothers, children, either in
Concentration Camps, death camps, when they were not of "Aryan
race" - relating to white people from northern Europe, especially those
with blonde hair and blue eyes - or during the cruel WW2, when
Hitler misused the Germans as Kanonenfutter - cannon fodder! Family friendly
times???
Imagine all the people living life in
peace
(John Lennon)
Seit dem Kriege weiß ich, man kann vieles schaffen. Auch Brennesseln
schmecken köstlich, wenn man Hunger
hat. Auch auf einer ausgehängten Tür kann man herrlich schlafen. Wie man damals sagte: "Das Leben ist noch nicht beschissen, man
muss sich nur zu helfen wissen."
Doch es gibt keinen gerechten Krieg, es gibt keinen
heiligen Krieg.
Einige pervers Machtgierige wollen den Kampf und überreden oder zwingen die anderen
mitzumachen. Wer Kriege anzettelt, bringt Unrecht und Leid über unzählige Menschen, die in Frieden leben
wollen.
Am schlimmsten müssen immer die Unbeteiligten leiden: Frauen und Kinder.
Von den Männern haben nur einige wenige, diejenigen mit kurzem Verstand, Freude an
"Kriegsabenteuern" und Morden. Wer denken kann, den schaudert es Ich weiß seitdem, was für ein unschätzbares Gut, welches Glück der Friede ist.
Und welches Glück es ist, Freunde zu haben in der ganzen Welt.
Abb.: Pablo Picasso, Taube
Die Erde bebt noch
Die Erde bebt noch von den Stiefeltritten. / Die Wiesen grünen wieder Jahr für Jahr.
Die Qualen bleiben, die wir einst erlitten, / ins Antlitz, in das Wesen eingeschnitten.
In unsren Träumen lebt noch oft, was war.
(...) Die Städte bröckeln noch in grauen Nächten, / der Wind weht Asche in den Blütenstaub
und das Geröchel der Erstickten aus den Schächten.
(...) Die Sonne leuchtet wieder wie in Kindertagen. / Die Schatten fallen tief in uns hinein.
Sie überdunkeln unser helles Fragen. / Und auf den Hügeln, wo die Kreuze ragen,
wächst säfteschwer und herb der neue Wein.
Wolfgang Bächler, 1925 - 2007
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