und was wir schwarz auf weiß hatten ...


 

Ein Klippenfoto

Dieses Foto trägt weder Datum noch Adresse noch Absender. Es wurde wohl im Briefumschlag verschickt. 

Paul (links) bittet seine Eltern: "Schreibt mir bitte mal wieder! In  letzter Zeit habe ich so wenig von Euch gehört." Aber er fragt auch selbstbewusst: "Nun Mama, habe ich mich nicht gut gehalten?"  

Offensichtlich hat er zu dieser Zeit eine feste Adresse, wohin die Eltern ihre Briefe schicken können. "Mit den herzlichsten Grüßen an Ernst & Heinz verbleibe ich Euer Euch liebender Sohn Paul ..."


 


In Connellsville, PA

Dann gibt es noch diese Foto-Postkarte (links) aus Connellsville in Pennsylvania, vom 13. Juli 1913, wo Paul schreibt: "Ich fahre gleich nach Pittsburg [sic!] weiter" . Er steht schüchtern-lässig im Hintergrund.

Vor ihm sitzt in einem Lehnstuhl ein etwa 40jähriger Mann (vielleicht Pauls Boss?), streng blickend, mit übergeschlagenen Beinen, der wohl einen Weg durch feuchte Wiesen gewandert ist; denn seine Hosenbeine sind hochgekrempelt, die Schuhe haben nasse Ränder. Sein Hemdkragen ist offen, während Paul korrekt eine Krawatte trägt.

Die Zeit- und Ortsangaben dieser Karte, - nämlich: im Juli 1913 war Paul in Connellsville und in Pittsburgh in Pennsylvania - sind die einzigen brauchbaren Hinweise darauf, in welchem US-Bundesstaat Paul wahrscheinlich gearbeitet hat. Dass er nur die Sommerferien dort verbrachte, ist nicht anzunehmen. Vor 100 Jahren gab es nicht soviel Freizeit wie heute, und die Leute waren ohne die modernen Transportmittel auch nicht so mobil,  mal eben eine weite Reise von einem Staat zum andern zu  machen.

Paul landete also nicht in Südamerika, sondern - wahrscheinlich  nach einigem Herumreisen oder auch geradewegs - in Pennsylvania, Nordamerika,  wo viele Deutsche arbeiteten und die "Steel-Mills"  in  und um Pittsburgh ihn vielleicht an seine Kindheit erinnerten. (Sein Vater arbeitete - wie schon erwähnt - für die Aplerbecker Hütte, das Elternhaus stand auf Hüttengelände.) In PA  gab es viele deutsche und holländische Einwanderer, "Dutch" bedeutet ursprünglich "Deutsch". - - -

 

Pennsylvania, wo 1683 die erste deutsche Siedlung auf dem Boden der heutigen Vereinigten Staaten entstand, war das Hauptziel der frühen deutschen Einwanderung, so dass 1775 ein Drittel der Bevölkerung Pennsylvanias Deutsche waren. Sie waren überwiegend Lutheraner, Reformierte, Amish, Mennoniten und Anhänger anderer protestantischer Glaubensrichtungen. Die Deutschamerikaner in Pennsylvania entwickelten eine eigene Sprache auf der Basis pfälzischer Dialekte, das Pennsylvania Dutch, das auch heute noch gesprochen wird. 

Die größte deutsche Einwanderungswelle gab es zwischen 1848 und dem Ersten Weltkrieg, als über sechs Millionen Deutsche in die USA einwanderten. Die meisten davon kamen aus ökonomischen Gründen, (...). Viele wanderten auch in die Vereinigten Staaten aus, um der politischen Repression in den deutschen Ländern zu entkommen. (...) Die meisten deutschen Einwanderer ließen sich in den Staaten des Mittleren Westens nieder, deren klimatische Bedingungen ihnen aus der Heimat vertraut waren.


nach Wikipedia


Foto aus Pilgrims Progress:

Ich fand Owensdale auf keiner Karte von PA. War es vielleicht doch ganz woanders? Auch in Iowa gibt es ein Owensdale...  oder Owendale? Viele Ortsnamen gibt es in mehreren Staaten: Columbus GA und Columbus Ohio, Hanover, Brunswick oder ... Ein Ortsname ist ohne Angabe des US Staates und ohne den ZIP-Code nicht eindeutig. Und die Abkürzungen für die US-Staaten waren schon eine Wissenschaft für sich: GA, MN,  NY,  IA, PA ...

 


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