Über die Arbeit und das Geld


...wie Max MARNACH es sieht

 

 

 

"...um in meinem 'curriculum vitae' fortzufahren, bemerke ich, daß ich vom Jahre 1907 an als Volontär auf der Aplerbecker Hütte praktisch arbeitete und zwar in der Schlosserei, der Dreherei und Gießerei, später noch beim 'Hörder Bergwerks- und Hüttenverein' und bei den 'Annener Gußstahlwerken'.

 

 

Die Voraussetzung für die Existenz einer Familie ist ein ausreichendes Einkommen. Nach dem Anstellungsvertrag vom 4. Juni 1895 wird Heinrich MARNACH als Oberingenieur mit einem Jahreseinkommen von 5500 Mark zuzügl. 900 Mark für Miete, Licht, Brand engagiert, ferner wird eine Gratifikation ausgeworfen, die sich nach dem Ermessen der Firma richtet. 

Wenn man bedenkt, daß es sich um ein Anfangsgehalt handelt, so dürfte sein späteres Gehalt als technischer Direktor erheblich höher gewesen sein. Auch hatte unsere Mutter eine ansehnliche Mitgift in die Ehe gebracht, so daß ein gewisser Wohlstand und eine solide Existenzgrundlage nicht zu verkennen waren."

Fotos aus http://www.daserste.de/abenteuer1900 


Die Punschterrine


Foto: Familie Marnach in geselliger Tafelrunde beim Punsch, 1905

Die MARNACHs - Maria, Heinrich mit seinem Lieblingsterrier Schnipp, Kinder und Besucher - sitzen in ihrem gemütlich-komfortablen Wohnzimmer in der Märkischen Straße 15, die später -1929 - in Wittbräucker Straße umbenannt wird. Die Einrichtung ist im Stil der der Zeit um 1900. Im Vordergrund steht auf einem weißgedeckten Tisch eine bauchige Punschterrine, weiß und blau gemustert, mit Schöpflöffel und Keramik-Punschbechern. Dahinter sieht man große und kleine Flaschen unterschiedlicher Form, für Rheinwein, Südwein, Rotwein, Arrak, Champagner.


Der Punsch (das Wort bedeutet 5 im Sanskrit) wurde Ende des 18. Jahrhunderts von Engländern nach Europa gebracht. Die Fünfzahl seiner Bestandteile war ursprünglich heißes Wasser, Tee, Arrak, Zitrone und Zucker. Das Wasser wurde oft durch Wein ersetzt (Weinpunsch), außerdem gibt es Varianten mit Champagner, Bier, Ananas, Apfelsinen, Eiern. Der Punsch wird - im Gegensatz zur Bowle - heiß zubereitet und sofort heiß getrunken. Es gibt aber auch den abgekühlten, sogar den kalten Punsch.

 



Punschrezepte sind nachzulesen in dem damals sehr bekannten "Praktischen Kochbuch" von Henriette Davidis aus Wengern bei Witten. Henriette wuchs dort als eines der 13 Kinder des evangelischen Pfarrers und seiner Frau auf. Man kann sich vorstellen, wie in einer so großen Familie niemals der Herd kalt wurde, sondern von früh bis spät gekocht, gebacken und gebrutzelt wurde. Hier erwarb sich Henriette Davidis das Fundament für ihre Kochkünste. Ihr Imperativ "Man nehme" wurde zum geflügelten Wort. Berühmt wurden ihre Kochrezepte, die sie 1844 unter dem Titel "Praktisches Kochbuch" erstmals gesammelt veröffentlichte. Sie starb 1876 in Dortmund, ihr Grab ist auf dem historischen Dortmunder Ostfriedhof.

 

Hier zwei Punschrezepte von ihr:


Weinpunsch
6 Flaschen Rheinwein und 1/2 - 3/4 Flasche Arrak werden mit Zucker, reichlich 125 g per Flasche, bis zum Kochen erhitzt und dann in einer Terrine aufgetragen.

Kalter Silvester Punsch
Man bereitet diesen Punsch recht früh am Morgen des letzten Tages im Jahre, damit er sehr kühl gereicht werden kann, was zu seinem trefflichen Geschmack Haupterfordernis ist. Man brüht 10 g Pekko (Pekoe, schwarzer Tee) in einem Tee-Ei 1/2 Minute in 3/10 l siedendem Wasser, gießt die Flüssigkeit in eine Terrine und deckt sie zu. 750 g Zucker wird mit 1/4 l Wasser geläutert, die Schale einer halben Citrone, eine halbe Stange zerschnittener Vanille und 6 g getrocknete Orangenblüten hinzugefügt und der Zucker an nicht zu heißer Herdstelle eine Stunde ziehen gelassen. Darauf wird er durch ein Sieb zu dem Thee gethan, 1 Flasche Rheinwein, 1 Flasche Rotwein, 1/2 Flasche Madeira, 1/4 Flasche abgebrannten Arrak oder Rum, der Saft von 2 Apfelsinen, 2 Löffel Himbeersaft und 5 g Ananasextrakt zugefügt, alles erhitzt und vor dem Anrichten, nachdem er recht kalt geworden ist, ein Glas Maraskino zugesetzt.

A n m e r k u n g. Der richtige Punschkenner brennt den Rum, welcher natürlich bester Sorte sein muß, stets auf folgende Weise ab: Man taucht ein Stück Zucker in Rum, legt es in einen silbernen Löffel, hält den Löffel über den Punsch und zündet den Zucker mit einem Fidibus an. Sowie der Zucker brennt, gießt man immer neuen Rum auf den Zucker , bis man die gewünschte Mernge so brennend in den Punsch hat laufen lassen.

Mein Kommentar: Respekt vor dem Stehvermögen unserer Vorfahren!
Aus dem Aplerbecker Adressbuch, 1908

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