Vor 100 Jahren


 

Die Enkelin Marlies erzählt

 


 



"Äppel an der Becke"
, so deutete mein Vater den Namen seines Heimatortes Aplerbeck. Und tatsächlich gibt ihm die alte Form Apelder-becke recht. Das Suffix -der (germanisch -dra) finden wir häufig in Baumnamen wie Holun-der, Wachol-der, Flie-der, und eben Apel-der (germ. apuldra). 


"Apfelbaum-Bach"
wäre die angemessene Übersetzung, ein märchenhafter Name, verwandt mit dem legendären Avalon, der Apfel-Insel der keltischen Sagen. Aplerbeck ist aber wahrscheinlich keine Filiale der Kelten gewesen. ;-)

 

 

 

 

 

Afaldrabechi. So hieß der Ort zumindest bei seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 899. "Afal" bedeutet "Apfel"  und Bechi - Bach.

...Äpfel finden sich auch heute noch reichlich in Dortmund-Aplerbeck.


Foto oben: Marlies Niehues, geb. Marnach
darunter: Text und Foto aus Meine Reise nach Afaldrabechi
http://wdrblog.de/westblog/2006/08/meine_reise_nach_afaldrabechi.html
Rechte: WDR/Tenta 

 


 

Meine Großeltern haben 16 Jahre in Aplerbeck gewohnt, von 1895 bis 1910. Keine sehr lange Zeit, aber eine arbeitsreiche, glückliche, intensiv gelebte: die Familie MARNACH fand hier eine Heimat und wurde seßhaft nach Jahren des Umherziehens, wie es der Beruf meines Großvaters mit sich gebracht hatte. In der Blütezeit der Aplerbecker Hütte bekam der Ingenieur hier seine Lebensaufgabe, sah, wie seine Erfahrung und seine Arbeit Erfolg hatten. Seine Ehefrau umhegte die Familie mit großer Liebe. Natürlich gab es auch Probleme und traurige Tage, wie überall! Die Kinder verlebten ihre Jugend fern von der Steinwüste der Großstadt - aber in der Industriewüste der Hütte! Sie wuchsen unbeschwert auf, verbrachten ihre prägenden Jahre in einer dörflichen Umgebung, in grüner Natur, eben in Aplerbeck, "am Apfelbaumbach." 

Im Jahr 2000 will ich nun versuchen, die Aplerbecker Zeit meiner Vorfahren - vor 100 Jahren! - wieder lebendig werden zu lassen. Ich habe meine Großeltern nicht persönlich gekannt, bei meiner Geburt lebten sie nicht mehr. Aber es gibt Aufzeichnungen, Fotos, alte Urkunden, die mir berichten. Und ich selbst kann in meinen Erinnerungen kramen, grübeln: "Was hat mein Vater früher darüber erzählt, als ich noch ein kleines Mädchen war und gar nicht richtig zuhören wollte?" und: "Gibt es die Orte noch, die alten Straßen? Wie sieht es jetzt dort aus?"

 


Es geschah im Jahre 1895 >

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