So berichtet Max, der älteste Sohn
Max MARNACH
[Foto rechts] schildert die Familie zuverlässig und genau, neigt aber gelegentlich zu
Übertreibungen.
Das sollte man berücksichtigen, wenn man sich ein realistisches
Bild machen will.
"Heinrich Marnach, unser
Vater,
interessierte sich schon in früher Jugend für das Stahl- und Eisenhüttenwesen.
Seine erste Ausbildung erhielt er auf der Baroper
Maschinenfabrik, im Betrieb wie auch im technischen Büro. Damals wurde täglich
12 Stunden gearbeitet, zusätzlich hatte Heinrich einen Fußweg
von jeweils 7 km hin und 7 km zurück, dafür brauchte man 2x1,5 Std. Das
waren 15 Stunden am Tag für die Arbeit. Für Erholung und Schlaf
blieben nur 9 Stunden übrig."
... Barop ist ein Stadtteil im Südwesten von Dortmund nahe der Universität.
(Die liegt an der Grenze Eichlinghofen-Barop.) Durch Barop fließt die Emscher.
"Nach seiner praktischen Ausbildung
besuchte Heinrich die Gewerbeschule in Dortmund, deren
Absolventen später an einem Polytechnikum weiterstudierten.
Heinrich tat das in Braunschweig und schloß dort seine Studien
ab.
Dann arbeitete er im Ingenieurbüro Dickmann in
Dortmund."
Abb.:
Die Femlinde in Dortmund,
Kolorierter Holzstich aus der "Gartenlaube", um 1880, http://www.jochen-moeller.de
"Heinrich MARNACH war aufgewachsen und erzogen in einer
Beamtenfamilie (der Großvater arbeitete für die Märkische
Eisenhütte in Dortmund) mit auskömmlichem, jedoch begrenztem
Einkommen, mit strengen Grundsätzen in der Lebensführung. Er wendet
diese auch in seinem Beruf an, im Umgang mit Vorgesetzten und
Untergebenen, mit Erfolg. (Heinrich
hat bei seinen Arbeitern wegen seines kritischen Blicks durch
scharfe Brillengläser den Spitznamen: Uhlemann = Eulenmann.) Kein Wunder, daß diese
Strenge auch
gegen die Familie gilt."
"Das Gegenteil davon ist die Mutter.
Maria
HOHLMANN [Foto
von ca. 1880 links] stammt aus einer wohlhabenden Essener Familie
(Gastwirtschaft mit Metzgerei), die erfolgreich im
Wirtschaftsleben steht, in ihrer Lebensauffassung liberalen
Prinzipien huldigt ("Leben und leben lassen!") und nicht
auf den Groschen zu sehen braucht. Die Mutter kann sich nicht dem
kategorischen Imperativ abfinden. Sie ist finanzielle Freiheit gewöhnt.
Es ist sicher nicht immer leicht gewesen, diese Gegensätze
auszugleichen. Das blieb auch uns Kindern nicht verborgen. Viele
Male hat Maria den Ton aus dem Fabrikbetrieb resigniert
hingenommen, der vielleicht nicht immer so gemeint war, wie er
sich anhörte ...
Der allzufrühe Tod von Maria an einem Krebsleiden
- sie starb 1913 mit 54 Jahren - hat die Konflikte beendet.
Die Strenge hieß Papa, die Güte und Milde hieß Mama."
"Das aus England kommende Thomasverfahren ermöglichte
seinerzeit die Verhüttung phosphorhaltiger Eisenerze, und nach dem Kriege
1870/71 fiel Elsaß-Lothringen an Deutschland mit seinen
Minette-Erzen. So arbeitete
Heinrich 1883 in Ars an der Mosel, nahe Metz, als Betriebsingenieur des Hüttenwerks
Dupont & Dreyffus in der Stahl- und Eisengießerei."
Maria
ist eine elegante junge Frau, die manchmal mehr Geld für Kleidung und
Schmuck ausgibt, als Heinrich lieb ist. Sein Verlobungsgeschenk,
ein goldenes Herz mit einem eingesetzten Brillanten, in Metz
gekauft, gefällt ihr nicht so recht.
Auf Heinrichs Vorschlag hin
tauscht sie es um - gegen eine prachtvolle Rosette mit
vielen Brillanten, zu sehen auf dem Foto rechts. Heinrich hat mehrere Monate
an der Brosche abzuzahlen.
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