Göring heißt nun "Hermann Meier"
... warum sollte ausgerechnet ich überleben?
Während des ganzen Krieges war ich überzeugt davon, ich würde ihn nicht überleben.
So viele mussten sterben, warum sollte ausgerechnet ich davonkommen? Das war so unwahrscheinlich wie eine
Million im Lotto. Zudem hatte mein Vater geplant, wenn wir den Krieg verlören, wollte er sich und seine ganze Familie mit einem eigens dazu versteckten alten Armeerevolver
aus dem WW1 erschießen, ehe uns die Russen martern und umbringen könnten. Das
wusste ich, obwohl meine Eltern das nicht vermuteten. Kinder sind viel ahnungsvoller als die Eltern meinen.
Mehr als 60 Jahre später mailt mir mein Freund Ken aus Pennsylvania. Er ist
ein Waffenkenner wie die meisten US Bürger. Ich hatte ihm die Armeepistole
meines Vaters aus der Erinnerung beschrieben.
Marlies
Looks like your father had a Luger, most likely in 9m/m Parabellum, (German
Army designation Pistole 08). See http://en.wikipedia.org/wiki/Luger_pistol
They were a very popular type of pistol.
Die
Pistole 08 oder Parabellumpistole (im Ausland auch "Luger"
genannt) wurde von Georg Luger (1849-1923) konstruiert. Die P08 war die Standardpistole der
deutschen Armee im Ersten und Zweiten Weltkrieg. - Parabellum kommt vom lateinischen Ausspruch: Si vis pacem, para bellum ("Wenn Du Frieden willst,
bereite Dich auf den Krieg vor").
Foto: http://www.waffenhq.de/infanterie/pistole08.html
Mein Vater starb 1/2 Jahr vor Kriegsende. Mit seinen Befürchtungen über die Grausamkeit der Russen sollte er recht behalten. Sie mordeten,
vergewaltigten, folterten. Aber zum Glück fielen wir ihnen nicht in die Hände.
Der Massenselbstmord von Demmin - FAKT vom 22.09.2003
www.mdr.de
Winter 1944/45. Die Rote Armee rückt auf Deutschland vor. Die Schlachten
werden erbittert geführt. Doch auch die Zivilbevölkerung wird Opfer eines bestialischen Hasses, eines Hasses, der auch durch Stalins
Propagandisten Ilja Ehrenburg geschürt wird. Zitat aus einem von ihm
verfassten Pamphlet: "Brecht mit Gewalt den Rassenhochmut der germanischen Frauen, nehmt sie
als rechtmäßige Beute."
Der Vernichtungskrieg den die Deutschen so grausam in die Sowjetunion
getragen haben, kommt mit aller Brutalität zurück. Die schreckliche Bilanz dieses angestauten Hasses: Zwei Millionen
deutsche Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt. Manche wurden von den
Vergewaltigern umgebracht, andere nahmen sich aus Angst das Leben, wie z. B. in
Demmin. In den letzten Kriegstagen bringen sich viele Menschen in dem kleinen Ort um. Der Grund: Angst vor den Russen.
Die Ausschreitungen in der Stadt hielten
über Wochen an, selbst nach
Kriegsende. Die Rote Armee setzte sich in Demmin fest, ein Schnapslager fiel in ihre Hände. Unter den 15.000 Einwohnern brach Panik aus: Jeder
17. beging Selbstmord. Die meisten von ihnen ertränkten sich in den Flüssen Peene und
Tollense. "Noch nach Wochen trieben hier die Leichen an, blau, aufgedunsen, verfingen sich im Schilf und am Ufer des Flusses."
Während des DDR-Regimes wurden die Demminer Toten verschwiegen.
Die Totenbücher des Mai ´45 sind dick: Seitenweise Ertrunkene, vor allem Frauen und Kinder. Die Leichen wurden in einem Massengrab beigesetzt.
Unter diesem Rasen liegen fast 900 Demminer, die die Verzweiflung in den Freitod trieb. An das Grauen erinnert keine
Gedenktafel, kein Schulbuch erwähnt den wohl größten Massenselbstmord der deutschen Geschichte.
Foto: Die Peene bei Demmin http://www.javo.privat.t-online.de
Die Nacht von Wildenhagen -
http://www.wdr.de/tv/wdr-dok/archiv/2005/050429_01.phtml
Foto: www.arte-tv.com
Solange der zweite Weltkrieg außerhalb Deutschlands tobt, ist die Welt in Wildenhagen, einem kleinen Dorf in der Nähe von Frankfurt/Oder, noch
in Ordnung. Anfang 1945 aber, unmittelbar vor dem Einmarsch der Roten Armee, kommt es in dem beschaulichen Ort zu unfassbaren Dramen.
Eine Gruppe von mindestens 15 Frauen begibt sich am Abend des 31.Januar auf den Dachboden eines Bauernhauses - um sich zu erhängen. Mit dabei,
als einziges Kind: die zehnjährige Adelheid. Sie wird von ihrer eigenen Mutter aufgeknüpft. Alle Frauen sterben nach stundenlangem Todeskampf.
Nur Adelheid überlebt und wird am nächsten Morgen gerettet - von sowjetischen Soldaten. Etliche Kinder im Ort werden Opfer ihrer Mütter
oder Großmütter.
In Ostpreußen, Schlesien, Pommern, Mecklenburg: überall entlang der Ostfront nehmen sich Menschen das Leben. Bis heute gibt es keine genauen
Zahlen über die Selbstmorde, sie sind kaum dokumentiert und aufgearbeitet, in der Öffentlichkeit nahezu unbekannt. Nach Schätzungen
von Experten waren es Zehntausende, die sich damals umgebracht haben. Und die Toten von damals - sie liegen irgendwo in der Erde, verscharrt,
namenlos. Orte der Erinnerung gibt es kaum.
Kriege, Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Das Verbrecherregime
der Nazis brachte nicht nur Menschen ins Verderben, die nicht in ihre Ideologie von der Herrenrasse
passten und wegen Aussehen, Überzeugung, Herkunft vernichtet wurden.
Auch wir, die Kinder, dann die Frauen, die Alten und
Schwachen litten und starben. Die Rache der Alliierten traf uns mit voller Wucht als Bombenterror. Genau wie die deutschen Angriffe auf Rotterdam, Warschau, Coventry, Plymouth ein
Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Ein paradoxer Begriff, denn welcher Krieg eigentlich wäre
nicht ein
Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wäre nicht unmenschlich? Und was hatten wir Kinder damit zu tun? Wir Kinder ohne
Kindheit? Was nur? Ich glaube, die Bomberpiloten hätten es nicht übers
Herz gebracht uns zu töten, wenn wir ihnen - face to face - gegenüber gestanden hätten. Erst die Anonymität machte das Töten
möglich. -
Abb.: Bombenabwürfe auf das
Ruhrgebiet
Foto aus: Jörg Friedrich,
Brandstätten, Propyläen Verlag
Angriffe auf Wohngebiete
Im Februar 1942 übernahm Luftmarschall Arthur Harris die Leitung des British Bomber Command. Die Strategen in Großbritannien hofften, der
Bombenkrieg könnte die Wende des Krieges bringen. Ihre Absicht war es, gezielt die Wohngebiete von Städten in nächtlichen Angriffen zu
bombardieren, um die Moral der Zivilbevölkerung zu schwächen.
"Die Idee des Zivilbombardements, ist eine wohltätige", erläutert der Historiker Jörg Friedrich die Strategie des "moral bombing". "Man
beendet den Krieg durch einen fürchterlichen Schlag auf eine Großstadt, indem die Zivilbevölkerung dort namenlosen Qualen ausgesetzt wird, die
ein zweites, drittes, viertes Mal nicht hinnehmbar sind. Die Zivilbevölkerung macht Revolution, die Regierung stürzt, der Krieg ist
zu Ende. Das war die Idee: Je barbarischer die Bevölkerung in einem
solchen Angriff gefoltert wird, desto schneller ist der Krieg vorbei."
Grausame Strategie
Pläne für diese Art der Kriegführung entstanden nach dem Ersten Weltkrieg. Die ehemaligen Kriegsparteien waren davon überzeugt, dass
kommende Auseinandersetzungen immer weniger einen Unterschied zwischen Front und Heimat machen würden.
Denn das war mit Bomben, den neuen Waffen,
kaum möglich.
Präzise Angriffe waren nahezu undurchführbar - laut
Friedrich resultierte daraus eine grausame Logik: "Kann ich chirurgisch die Ölindustrie herausnehmen? Nein! Kann ich chirurgisch alle
Rangierbahnhöfe herausnehmen? Nein! Aber ich kann ein Gebiet treffen in einem Radius von vier, fünf Kilometern, da treffe ich irgendetwas. Mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit lebt da jemand. In einer Stadt leben viele,
also vernichte ich viele. Und daraus mache ich eine Strategie."
Aus Der Feuersturm http://www.zdf.de/
Heimaturlaub
Onkel Hans, ein Bruder meiner Mutter, war in Urlaub bei uns, in seiner blau-grauen Luftwaffenuniform. Dann fuhr er wieder zurück nach
Holland, wo er als Funker stationiert war. Von dort aus mussten er und seine Kameraden die deutschen Städte über Funk möglichst früh vor einfliegenden Flugzeugen warnen.
Alle konnte er schon nach dem Motorengeräusch
identifizieren, und den genauen Typ nennen, auch ohne Radar und
High-Tech: ob 1,2,3 oder 4 motorig, ob Halifax, Lancaster, Vickers, Mosquito oder auch die deutschen Messerschmitt, Focke-Wulf, Ju 88, Ju 52, Dornier 217, Heinckel 110.... Sicher wegen seines feinen Gehörs - er war Musiker - war er dort eingesetzt worden.
Foto: Onkel Hans hat
Heimaturlaub, und alle haben Hüte auf und freuen sich.
Aus einem Handbuch der Luftwaffe: "Verhalten in Lokalen"
Der Soldat besucht in Uniform (!) nur anständige Lokale. Er macht sich zum Grundsatz: Ich betrete nur die Lokale, in denen ich mich auch mit meinen Eltern sehen lassen kann. Nicht in jede alte
Bude laufen, weil das Bier dort scheinbar billiger ist. Lokale mit Damenbedienung vermeide der Soldat. Das sind Nepplokale, dort hat er nichts zu suchen. ...
Auch in Lokalen muss der Soldat mit Agenten des ausländischen Nachrichtendienstes rechnen. Daher Vorsicht bei Gesprächen und Vorsicht, wenn Unbekannte den Soldaten zu Bier, Wein und Zigarren einladen. Der Soldat muss soviel Stolz besitzen, daß er sich nicht von jedem beliebigen Menschen einladen lässt. Rundentrinken, Aufenthalt an der Schnapstheke vermeidet er, Vorsicht bei Alkoholgenuss! ...
Besucht er Tanzlokale, so beachte er auch hier die Grundgesetze des Anstandes und der
guten Sitte. Er überlege vorher, ob er dem Ansehen seines Verbandes nicht schweren Schaden zufügt, wenn er mit Mädchen zweifelhaften Rufes tanzt.
Anständig tanzen!
Der artfremde Swingtanz und Lambeth Walk sind verboten!
Immer bedenken, dass die Uniform verpflichtet. Mit Tanzordnern nicht ramschen, Schlägereien vermeiden. Wer sich wehren muss, wehrt sich richtig!
Meist waren Heimaturlauber erleichtert, wenn sie wieder an die Gefechtslinie zurückkehren
konnten, weil für sie die Hilflosigkeit und das Ausgeliefertsein im
Luftschutzbunker unerträglich waren. Viel schlimmer als die Kämpfe im Feld.
Abb.: Nach dem Luftangriff
Foto aus: Jörg Friedrich,
Brandstätten,
Propyläen Verlag
"Hermann Meier"
Dabei hatte Hermann Göring als Chef der Luftwaffe getönt, sollte auf die deutsche Reichshauptstadt auch nur eine Bombe fallen, dann wolle er Meier heißen. So hieß er im
Ruhrgebiet bald allgemein "Hermann Meier".
Göring stellte die Weichen zur
Terrorherrschaft, baute die Gestapo auf, ließ rücksichtslos politische Gegner verfolgen. Er war ein
skrupelloser Vollstrecker, der Hitler half, an die Macht zu gelangen, der Enteignung, Entrechtung und Ermordung der europäischen Juden mit vorantrieb und der Hitlers Wahn von Unbesiegbarkeit im mörderischen Vernichtungskrieg noch schürte.
Göring suchte angesichts des Untergangs keinerlei Verantwortung bei sich selbst.
Seit Herbst 1944 war die Luftwaffe in Auflösung begriffen und ihr Chef, als hoch dekorierter Weltkriegsheld einst das Idol junger Piloten, entfernte sich zusehends von der Realität.
Während Dresden im Inferno der alliierten Luftangriffe unterging, sorgte er dafür, dass erste Ladungen seiner Kunstschätze in einem Bergstollen bei Berchtesgaden versteckt
wurden....
Bei den Nürnberger Prozessen (1945 - 1949) erfolgte
die Hinrichtung der zum Tode Verurteilten in den
ersten Stunden des 16. Oktober 1946 in einer Halle im Hof des Nürnberger
Justizgebäudes. Hermann Göring entzog sich der Hinrichtung durch Selbstmord, den er zwei Stunden vor dem festgesetzten Termin beging.
Texte und Fotos: www.zdf.de,
Zur Bedeutung der Nürnberger Prozesse
Der historisch gewordene Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg hatte zunächst den Zweck, die Hauptschuldigen einer gerechten Bestrafung zuzuführen. Erstmals in der Geschichte wurden Staatsmänner persönlich für
Angriffskriege und organisierte Massenvernichtung zur Rechenschaft gezogen und bestraft.
Die Befehle zum Überfall auf fremde Nationen, zur Ermordung Kriegsgefangener, abgesprungener Flieger, Juden, katholischer Priester, slawischer "Untermenschen", "nutzloser Esser", "Minderrassiger" konnten Deutschland und der Welt präsentiert werden. Der Nürnberger Prozess sollte zur
Grundlage eines neuen Völkerrechts werden.
" Die moderne Zivilisation gibt der Menschheit unbegrenzte Waffen der Zerstörung in die Hand. ... Jede Zuflucht zu einem Krieg, zu jeder Art von
Krieg, ist eine Zuflucht zu Mitteln, die ihrem Wesen nach verbrecherisch sind. Der Krieg ist unvermeidlich eine
Kette von Tötung, Überfall, Freiheitsberaubung und Zerstörung von Eigentum. ...
Der letzte Schritt, periodisch wiederkehrende Kriege zu verhüten, die bei internationaler Gesetzlosigkeit unvermeidlich sind, ist, die
Staatsmänner vor dem Gesetz verantwortlich zu machen."
(Der amerikanische Chefankläger Robert Jackson)
Das Urteil von Nürnberg hat Aggressionskriege und
Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht verhindern können. Aber sie wurden klarer definiert und damit leichter erkennbar. Seit "Nürnberg" will niemand mehr ein Aggressor sein.
Quelle: http://www.bz.nuernberg.de/bzshop/publikationen/nproz/nproz.html
Bomber-Piloten
Gegen Kriegsende wurde alles immer absurder, hektischer. Auf den Zuckerhut wurden jetzt Luftminen abgeworfen, die ihn zwar nicht zerstören konnten, aber aus dem Lot brachten, weil sie nahe neben ihm explodierten. Bei Luftminen gab es keine runden Bombentrichter sondern riesige Furchen im Erdreich. "Der Zuckerhut hat sich schiefgelacht, weil die Flak so daneben schoss", wusste der Volksmund zu berichten.
Scheinwerfer der deutschen
Flak (Foto Spiegel TV):
Die deutsche Luftabwehr hatte nur eine geringe Trefferquote
Mitunter entlud sich der Zorn in Lynchjustiz-Aktionen an alliierten
Piloten, deren Flugzeuge abgeschossen worden waren. Es gibt aber auch Zeugnisse von Menschlichkeit. Der B-17 Bomber des damals 27-jährigen US-Piloten James Mullinax wurde beim Angriff auf
Schweinfurt im Oktober 1943 von Flakgranaten getroffen, er konnte sich schwer verletzt mit dem Fallschirm retten. Bauern entdeckten
ihn auf einem Acker.
Man bettete ihn zunächst mal in einer Scheune auf eine
Pritsche, ein Arzt versorgte ihn so gut es ging ... und dann war er allein
in der finsteren Nacht, geplagt von Schmerzen, und fühlte sich gottverlassen. Nach einiger Zeit hörte er Schritte. Ein junges Mädchen kam
durch die Dunkelheit und brachte ihm etwas zu essen: einen Becher
Ziegenmilch und einen Kanten Brot, deutsches Schwarzbrot, eine köstliche
Mahlzeit für den Verwundeten. "Es schmeckte mir besser als
Schokoladenkuchen!" Die beiden haben sich niemals wiedergesehen. Aber James Mullinax
kam am nächsten Tag in ein Lazarett, und er überlebte.
Aus Der Feuersturm http://www.zdf.de
Ähnlich Menschenfreundliches
geschah damals bei uns in Gelsenkirchen. Die Flak schoss eines Tages einen amerikanischen Bomber
ab, der in ein Kornfeld am Stadtrand stürzte. Ganz in der Nähe war eine Barackensiedlung für Leute, die kein
Obdach hatten, sozusagen ein sozialer Brennpunkt. Eigentlich war jetzt überall sozialer
Brennpunkt!
Einige Bewohner machten sich
auf und brachten voller Mitleid den beiden im Cockpit
schlafenden Piloten einen Topf mit Essen. Sie wagten es aber nicht, die zwei zu wecken. Wer weiß, ob sie nicht
gefährlich werden konnten! So stellten sie den Topf ins Kornfeld direkt
neben das abgestürzte Flugzeug und machten eilig, dass sie wegkamen.
... Die beiden Amerikaner
aßen nichts mehr. Sie waren tot.
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