So war der Bunker gebaut
Viel Gedankenarbeit haben die Menschen dafür gebraucht, um im Krieg andere Menschen zu
verwunden oder umzubringen. Aber der Konstrukteur des Zuckerhutes (Abb.
unten, Ansicht und Querschnitt) hat etwas getan, um Menschen zu schützen und zu retten. Ich bin ihm dankbar dafür.
Schon die Form dieses Bunkers war so, dass die Bomben an ihm "abrutschen"
mussten. Turmmantel und Turmspitze waren in bewehrtem Beton oder Eisenbeton
ausgeführt. (Die Sprengung nach
Kriegsende war sehr schwierig, fast unmöglich. Warum musste das sein?) Die inneren Treppen und Podeste waren ebenfalls aus Eisenbeton, die äußeren Treppen aus Holz.
Der Bunker konnte 500
Personen fassen, sicher waren es oft mehr. Die Zugänge waren in 3 verschiedenen Höhenlagen, etwa 120° zueinander versetzt. Der Turmkern hatte einen rechteckigen
Grundriss. An den kürzeren Seiten dieses Rechteckes lagen die Zugänge zu den WCs im Turmkern und zu Kammern, in denen Geräte zum Löschen und Retten aufbewahrt wurden. An der längeren Rechteckseite außen gingen die
Treppen zu den einzelnen Geschossen.
Das Turminnere glich einem Treppenhaus. Die Treppenstufen liefen durch bis zur gegenüber liegenden Wand und
waren mit Bänken
ausgestattet, die also wie in einem Amphitheater anstiegen. Auf den großen Podesten der verschiedenen Stockwerke standen die Bänke dagegen in einer Ebene. An den Wänden waren kleine Heizkörper, auf jedem
Geschoss ein Wasserhahn mit Spülstein, ein gesichertes Lüftungssystem im ganzen Turm. Es filterte die Außenluft, bevor sie ins Innere gepumpt wurde und schützte uns so vor Giftgas.
Jedes Mal spürte man beim Betreten des Bunkers seinen typischen
Geruch: feucht-kühler Betonmörtel. In Augenhöhe liefen über alle Wände breite Streifen von
Leuchtfarbe, daß man auch ohne Beleuchtung Umrisse der Menschen davor schemenhaft erkennen konnte. Außerdem war an den Wänden angeschrieben, wo man sich befand, also 2.OG für 2.
Obergeschoss usw. Alle Außentüren waren mit Gummidichtungen abgedichtet und mit jeweils 2 Stahlhebeln
verschließbar, mit einer etwa 2m langen "Gasschleuse" dazwischen, an deren anderem Ende eine
ebensolche Tür war. Sie sollte uns bei Gasangriffen, aber auch vor dem tödlichen Explosions-Luftdruck schützen.
Bombeneinschläge
Bombeneinschläge ließen den Zuckerhut zwar schwanken - die Spitze bewegte sich bis zu 1 m aus ihrer Normallage, entsprechend wurden wir umhergeschleudert - aber niemand, der in unserem
Bunker war, ist verletzt oder getötet worden.
Andere Konstruktionstypen waren nicht so sicher, einige wurden beschädigt oder zerstört, wobei
jedes Mal viele Menschen starben. Im März 1945 - zum Glück waren wir an diesem Tag
anderswo - krachte eine Bombe durch die dicke Betonwand dieses Hagener Bunkers, in den wir gelegentlich geflüchtet sind, wenn es auf der Fahrt ins Sauerland
Bombenangriffe gab.
Es kam zu einer Katastrophe. Nach dem entsetzlichen Bombeneinschlag saßen die Menschen, die meisten besinnungslos, andere halb betäubt, in völliger Dunkelheit und beißendem Qualm. Durch die geborstenen Decken tropfte aus den oberen Stockwerken auf die darunter
Sitzenden das Blut der Toten, fast 400 Menschen waren umgekommen.
Foto: Der zerstörte Hochbunker in Hagen, Aus Entscheidung an Rhein und
Ruhr
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