1940-45: Bombenterror |
Großväterchen und der Machorka
Die meisten Wachmänner gehorchten aus Angst diesem unmenschlichen Befehl, aber nicht alle. Vater Kress, Wachmann auf der Zeche "Ewald" in Herten, weigerte sich, die armen Menschen zu misshandeln. Voll Mitleid vergaß er sogar manchmal absichtlich, das Kartoffellager der Zeche abzuschließen. Die Kriegsgefangenen konnten sich so wenigstens mit ein paar rohen Kartoffeln stärken. Das ging nicht gut. Seine Tochter Hetti, die in der Verwaltung der Zeche auf dem Büro arbeitete, wurde eines Tages zum Chef gerufen. "Wenn Sie nicht seine Tochter wären", sagte der zu ihr, "er wäre noch heute ins KZ gewandert. Warnen Sie ihn, jemals wieder so etwas zu tun!" - Vater Kress war alt und hatte die Krankheit der Bergleute, Staublunge (Silikose). Deshalb musste er kurze Zeit später nicht mehr arbeiten.
Einer blieb stehen und sagte: "Großväterchen, hier wohnst du? Ich hab dich doch so lange nicht gesehn. Gut warst du immer zu uns, nie böse wie die anderen!" und schenkte ihm eine wurstartig zusammengedrehte Rolle Tabak, sogenannten "Machorka". Die Kumpels pflegten ihn in feine Streifchen zu schneiden und in der Pfeife zu rauchen. Oder man konnte auch ein Stück davon abschneiden und kauen. "Und nun sag mir, wo wohnen die anderen?" Was Großväterchen nicht tat, wie man sich denken kann.
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