Das Veilchen Fialka
Mein Vater half ihm mit seinen im Selbststudium erworbenen Sprachkenntnissen aus. "Ich liebe dich. Du bist so schön wie ein Veilchen!" waren die ersten Sätze, auf Russisch. Das Mädchen verstand nichts, jedenfalls hatte es den Anschein. Josef versuchte es auf Anraten meines Vaters dann auf Ukrainisch. Wieder ohne Erfolg. Dabei hatte ich als Kind doch geglaubt, Ukrainisch sei nur ein russischer Dialekt! Das Wort für "Veilchen" habe ich nicht vergessen: fialka. Wenigstens wenn man es nicht kyrillisch schreibt, sondern so wie es klingt.
Foto aus Entscheidung an Rhein und Ruhr: Ist das Josefs Freundin Fialka? Fantasievolle "Dönekes" wurden über den Kampf der Russen mit der Technik erzählt. Ukrainerinnen sollen ihre geschälten Kartoffeln im WC gewaschen haben, im deutschen Flachspül-WC, wo so was wirklich möglich ist. Als sie dann die Spülung für frisches Wasser drückten, waren ihre schönen Kartoffeln futsch, entschwunden in die Unterwelt der Kanalisation! - Russische Kriegsgefangene haben angeblich vor ihrer Rückkehr in die Heimat noch schnell deutsche Wasserhähne und Glühbirnen in ihrem Tornister verstaut, denn sie wollten auch zu Hause "Sonne von Decke und Wasser aus Wand." - Und wer kennt nicht den enttäuschten Spruch eines biederen russischen Landsers, dessen geklaute deutsche Taschenuhr den Geist aufgab. Daraufhin öffnete er sie, heraus fiel eine tote Wanze. "Urrrr kaputt. Maschinist tottt!" soll er der Legende nach traurig gesagt haben. - - - Bald danach musste auch Josef zur Wehrmacht, fast noch ein Kind. Weil er klein und sehr schlank war, kam er zu den Panzern nach Russland. Denn in den "fahrenden Särgen" war nicht viel Platz. Ich sehe Josef noch vor mir in seiner schwarzen Uniform der Panzerfahrer, das schwarze Käppi auf dem Kopf. Einen sehr gefährlichen Job hatte er, was mir schon als Kind klar war! Sicher hat er die Schrecken des Krieges und des Nazi-Regimes erlebt wie wir, nur auf einem anderen Schauplatz. Zum Glück kam er mit dem Leben davon. Die übrigen Kameraden seiner Panzer-Besatzung mussten sterben.
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Josef, der Sohn unserer Nachbarn, - damals etwa 17 Jahre alt und von mir sehr bewundert, weil er 10 (!) Jahre älter war als ich, - versuchte einige Tage später, eine kleine Plauderei mit den Ukrainerinnen zu beginnen. Eine hübsche Dunkelhaarige gefiel ihm besonders, auf sie hatte er "ein Auge geworfen".