Marnach und Luxemburg


Das Wort "Marnach"

Gab die erste Familie, die sich dort niederließ, dem Ort ihren eigenen Namen? (Vergl. Echternach als Gründung des Epternus) Wahrscheinlich  war es umgekehrt: es nannten sich Personen, die von Marnach aus in die Welt zogen, nach ihrem Heimatort, sie wählten als Familiennamen einen "Ortsnamen, ein  Toponym". 

... und woher hat der Ort Marnach eigentlich seinen Namen bekommen? Er hat zwar die gleiche Endung wie Echternach. Etwas ungewöhnlich ist er aber, verglichen mit den benachbarten Ortsnamen. 

An der alten Kirche in Diekirch, 
Foto: Wilhelm Niehues



 

Orts- und Flurnamen

Jean ENSCH, (Luxemburger Genealoge und Mitglied des Institut Grand-Ducal, Section de linguistique, d'ethnologie et d'onomastique - mein herzlicher Dank für seine freundliche Hilfe! - ), schrieb mir auf meine Frage:

"Was die Etymologie von Orts- und Flurnamen betrifft, so ist dies ein sehr schwieriges Unterfangen, da die Namen durch die Jahrhunderte Änderung durchgemacht haben. Vielfach ist die heutige Schreibweise weit entfernt von der Originalbezeichnung, was die Deutung nicht erleichtert. Auch ist die Quellenlage manchmal schwierig, da die Namen erst zu einem weit hinter ihrer Entstehung befindlichen Zeitpunkt urkundlich erfasst wurden und die Schreibweisen manchmal weit auseinanderliegen."

Die meisten Luxemburger Ortsnamen sind  im Mittelalter entstanden, als die Bevölkerung zahlreicher wurde und man neue Siedlungen anlegte.
- Ortsnamen auf -ingen/ange, -weiler and -dorf enden, sind Gründungen zwischen  400  bis 900,
- Ortsnamen auf  -scheid und  -rodt entstanden zwischen 800 und 1200,
- Ortsnamen auf  -hausen entstanden zwischen 1200 und 1400. 

Manche Ortsnamen sind noch älter, aus römischer, sogar vor-römischer Zeit. 


 

Joseph Meyers  - "Studien zur Siedlungsgeschichte Luxemburgs" - ordnet den Namen Marnach der Gruppe "Vordeutsche und altertümlich deutsche Namen" zu. Möglicherweise geht Marnach auf einen (keltischen) Flussnamen oder auf einen Namen mit dem gallo-romanischen Suffix -acum = ... Ort zurück, womit meist kleinere Einzelansiedlungen benannt wurden.

Die erste schriftliche Erwähnung des Ortsnamens Marnach findet sich 1349 
in den Clerfer Archiven. Nicolas van Werveke hat das Inventar dieser Archive erstellt und es 1883 veröffentlicht. 

Am 28. Oktober 1349, "dem Tage der Apostel Simon und Judas" ..., verkündet Welter, der Herr von Meysenburg als Schlichter in einem Erbschaftsstreit zwischen Jacques, dem Herrn von Monclar, und dem Herrn von Clervaux folgendes Urteil: ein Viertel der Besitzungen geht an Sire Jacques, u.a. Meysenburch, Bovingin, Rular, Machernache, und Fischbach in der Nähe von Marnach (près Machernachin:   Verkleinerungsform von Machernache? Genitiv oder Lokativ von Machernache?) ...  Es dürfen keine weiteren Ansprüche mehr gestellt werden. (...)

Geschrieben auf Pergament, zweifaches Siegel des Godevart de Brandenburch als Vertreter des Bischofs.

 


 

Keltischer Ursprung?

Von der Wortgestalt und auch von der geogr. Lage des Ortes (die Ardennen waren 
Keltenland, noch bis 500 n.Chr. wurde dort keltisch gesprochen) könnte man einen keltischen Ursprung vermuten, zumal die keltische Bezeichnungen in Ortsnamen, Fluss- und Bergnamen weiterleben.

Die Silbe mar oder mor bedeutet die See oder Wasser
vergl. die morrab gardens  in Penzance sind die Gärten am Meer (cornisch) 
armor  ist das Land am Meer, 
Armorika die keltische Bezeichnung für die Bretagne,
Marne: Flussname
Mardelle: wassergefüllte ringförmige Vertiefung (Delle?) im Gelände.

Im Bereich der Festlandkelten, der Gallier, findet man in der Bretagne häufig den Familiennamen >Manac'h<, 
im Bereich der Inselkelten, in Cornwall, gibt es das Wort >manaccan und manack, Pl. meneck< für Mönch bzw. Pastor (vergl. Minack Theater in Cornwall) 


 
Foto rechts:
The World Famous Minack Theatre
(von der Website www.minack.com)

 


 

"The Intrusion at Marnoch", der demonstrative Auszug der Gemeinde aus ihrer Kirche in NO-Schottland - sie lehnten den von der staatlichen Obrigkeit bestimmten Pfarrer ab - gab einen entscheidenden Anstoß zur Gründung der "Free Church of Scotland".

 

Im keltisch-gälischen Schottland gibt es den Namen St. Marnach/Marnoch, der auf einen keltischen Heiligen des 7. Jh. zurückgeht. Ganz in der Nähe seiner alten, zerfallenen Kirche entstand zur Zeit der Reformation die erste "Free Church of Scotland". Sie war frei von Zwängen durch weltliche und päpstliche Obrigkeit und wählte ihre Pfarrer selbst: the  disestablished, democratic, presbyterian Church of Scotland.

Marnach-Marnoch sind Varianten desselben Namens zu verschiedenen Zeiten und nach  verschiedenen Lesarten in Schottland, wo die gälische, lateinische oder englische Schreibung desselben Wortes möglich ist. Es gibt auch die Bezeichnung "Migdale-Marnoch Tradition" für einen Abschnitt der Bronzezeit 2000 v.Chr., nach dem Ort Marnoch in den schottischen Grampians. 

Leider müssen diese Überlegungen vermutlich Spekulationen bleiben. Oder finden wir eines Tages einen Keltologen, der nicht nur über Asterix und Obelix sondern auch über die Marnachs zu erzählen weiß?


 

Der Familienname Marnach

Beim Pfarramt Vianden werden schon 1665 Familien mit dem Namen Marnach bekundet, im 18. Jh. in Olmscheid, Euskirchen, Niederpleiß.

In Luxemburg gibt es heute noch zahlreiche Einwohner mit dem Namen Marnach, (von 85 im Jahr 1880 haben sie sich auf 137 im Jahr 1984 vermehrt), in der Gemeinde Marnach dagegen keine mehr. Die letzte Namensträgerin, Maria Margareta Marnach, starb dort am 4. September 1930 im 61. Lebensjahr.

Verteilung der 124 Namensträger auf Grund der Volkszählung von 1930.
(Geographie der luxemburger Familiennamen. hrsg. Institut Grand-Ducal, Section de linguistique, d'ethnologie et d'onomastique)

Quelle: Jean Ensch, Luxemburg

 

  • 1880 gibt es 85 Namensträger Marnach in Luxemburg,
  • 1930 gibt es 124 Namensträger Marnach in Luxemburg,
  • 1984 gibt es 137 Namensträger Marnach in Luxemburg.
     

    Quelle: Claude Lanners, Luxemburg

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