Land der dunklen Wälder |
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KulturDer Dichter Arno Surminski erzählt:
Christian Graf von Krockow schreibt 1995 in "Begegnung mit
Ostpreußen":
Foto: Landstraße in Masuren
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Als wir gegen das Jahr 2000 mehrmals in Masuren Urlaub machten, - tagelang durch die dunklen Wälder wanderten, vorbei am Lansker See, ohne einer Menschenseele zu begegnen, dafür aber richtigen Elchen! frischgeräucherte Maränen schmausten! und Pfifferlinge, Blaubeeren! die astronomischen Skizzen des genialen Nikolaus Kopernikus an der Wand der Allensteiner Burg bestaunten! jeden Morgen den neuen Tag begrüßten mit einer Runde Schwimmen in dem märchenhaften Plautziger See! ... ... da versuchten wir natürlich auch, nach Gerdauen jenseits der russischen Grenze zu fahren, was uns aber wegen des fehlenden Visums nicht gelang. Nur von ferne, von der polnischen Seite aus, konnten wir halbverfallene Katen mit Storchennestern auf dem Dach erspähen, während die Straße durch ein grünes Paradies zwischen Viehweiden, unzugänglichem Brachland und Kiefernwald entlang führte: die masurische Wildnis.
Foto: Abendstimmung am Plautziger See
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Bärenfang
In einer Tasse Wasser werden ein Stück Stangenzimt, 1/2 Vanilleschote
und 1 Gewürznelke
erhitzt, nicht gekocht! Man lässt alles eine Weile ziehen, nimmt die
Gewürze heraus, lässt den Sud etwas abkühlen und gibt 500 g Honig
hinzu. Wenn alles gut gemischt und kalt geworden ist, gießt man 1/2 l
Weingeist (90%-96%) hinein, mischt gründlich und füllt den Bärenfang
in Flaschen. Die Flaschen aber nicht ganz voll machen, weil von Zeit zu
Zeit immer wieder geschüttelt werden muss.
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Die RautenbergsAbb.: Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen
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Ob mein Großvater
gern trank und obendrein noch fluchte, ob
er in seiner Jugend Fische fing in den masurischen Seen oder jagte
in den dunklen Wäldern, das habe ich nie erfahren. Es war alles
viel zu lange her, und ich konnte niemanden danach fragen. Das einzige Foto (ganz oben), das von ihm
überliefert ist, zeigt ihn recht kritisch und selbstbewusst
dreinblickend.
In der evangelischen Kirche von Gerdauen wurde Carl getauft. Das Pfarrsiegel auf seiner Geburtsurkunde zeigt den schönen Staffelgiebel der Kirche, wie im Bild. Sein Geburtsort Neuendorf gehört zum Kreis Gerdauen, damals im preußischen Regierungsbezirk Königsberg. Heute ist dort Russland, und Gerdauen heißt Schelesnodoroschnyj, auf Deutsch "Eisenbahn", weil hier mehrere Eisenbahnlinien entlang führen.
Foto unten: Blick auf die Gerdauen Kirche über dem Tal der Omet heute, http://www.ostpreussen.net/
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Die Eltern meines Großvaters Carl hießen Wilhelm Rautenberg und Caroline Heinrich, die Großeltern Michael Rautenberg und Anna Dorothea Thiergart. Man findet unter seinen Vorfahren, soweit bekannt, keinen litauisch, polnisch, pruzzisch oder sonstwie slawisch klingenden Namen. Anscheinend war Gerdauen gegen das Jahr 1800 hin vorwiegend oder ausschließlich deutschsprachig besiedelt.
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Warum könnten die deutschsprachigen evangelischen Rautenbergs - möglicherweise - nach Gerdauen gekommen sein? Im Jahr 1732 hatte Friedrich Wilhelm I. (der Soldatenkönig mit den "langen Kerls", der "dicke Willem", Bild links) evangelische Salzburger ins Land geholt, die nach Reformation und Gegenreformation wegen ihres protestantischen Glaubens die Heimat verlassen mussten.
Man trifft häufig auf den den Familiennamen Rautenberg in Ostpreußen, in Gerdauen, Preussisch Eylau, Bartenstein, Barten, Drengfurt, Rastenburg, Angerburg, Tilsit ... Eine ganze Menge dort heißen sogar Carl Rautenberg.
Der erste wird urkundlich erwähnt (laut FamilySearch, dem sehr nützlichen Genealogie-Programm der Mormonen) im Jahr 1738 in Königsberg, also schon kurze Zeit nach der Ankunft der Salzburger. Den Ortsnamen Rautenberg finden wir in der Nähe von Tilsit. Abgeleitet ist der Name wahrscheinlich von einem Berg, auf dem Wiesenraute wächst, vielleicht als Häusername (Haus zum Rauten-Berg) oder als der Berufsname eines Gärtners. Oder von einer Rodung, einem gerodeten Berghang (Rodenberg-Rautenberg).
Man kann annehmen, dass der Name ursprünglich nicht aus der Gerdauener Gegend kommt, weil es hier kaum Berge gibt. Am wahrscheinlichsten ist es, dass Siedler ihn aus dem Salzburgischen mitbrachten (im unmittelbar angrenzenden Tirol findet man den Namen Rauter, der zurückgeht auf 'Rodung'). Vielleicht kam er aber auch mit früheren Siedlern aus der Pfalz, aus Nassau, aus der Schweiz, Süddeutschland oder Norddeutschland. Wer weiß? In Ostpreußen konnte man angeblich die "Liebhaberausgabe" ganz Deutschlands und halb Europas antreffen. Foto: Die halbverfallene Kirche in Rautenberg bei Tilsit
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