War Paul ein Chaot?
Das
schöne Jugendporträt von Paul (rechts) hat Pauls Großneffe Joachim
Marnach im Jahre 2001 gezeichnet.
Als Jugendlicher war Paul für seine Eltern oft
schwierig, ungebärdig und aufbrausend, nicht selten in Schlägereien
verwickelt. Sein Wahlspruch hieß, wie schon erwähnt, "Blut muss
fließen, Knüppel in't Genick! Deutschland wird 'ne Republik!"
Warum
wanderte er 1911, 22jährig nach Amerika aus? War es Abenteuerlust? Der
amerikanische Industrie-Boom? Oder hatte er zuviel auf dem Kerbholz? oder
war er ein solcher Exzentriker? waren seine Ideen zu revolutionär? war er
nicht "politically correct", dass es für ihn unmöglich war,
weiter in dem kleinen Ort Aplerbeck zu leben?
Der Ton seiner Briefe zeigt eine liebevolle Zuneigung
zu Eltern und Geschwistern. Alles macht deutlich: Paul war "ein guter
Junge", kein Chaot. Seine Handschrift ist sehr schön anzusehen,
eigenwillig, kurvig, harmonisch. Sein Spitzname in der Familie war
"Dicker", wie er auch Briefe unterzeichnete.
Das Jahr 1911 war für die Marnachs ein
Jahr der
schmerzlichen Veränderungen: meine Großeltern hatten ihre einzige
Tochter, die 16jährige Martha verloren, sie war im Vorjahr plötzlich an
Diphterie gestorben - mein
Großvater, knapp 60jährig, hatte seine Stelle
als technischer Direktor der Aplerbecker Hütte aufgegeben, um
freiberuflich als "Civil-Ingenieur" in Dortmund zu arbeiten (Foto nächste Seite) ... sicher ahnte er den beginnenden Niedergang
der Hütte - der Wohnsitz war
deshalb wieder die Großstadt und nicht mehr das liebliche Aplerbeck am
Apfelbaumbach, das den Söhnen
unvergesslich bleiben sollte als das Paradies ihrer Kindheit, - und Paul
verließ gegen Jahresende 1911 seine Familie und seine Heimat.
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