Ein Aplerbecker I-Männchen
Mein Vater, Heinz, der jüngste MARNACH-Sohn, wird in Aplerbeck als I-Männchen eingeschult. Er ist damals ein so kleiner Wicht, daß die Leute bei seinem Anblick ausrufen: "Ach Gott, da kommt der Tornister mit dem Heinz anspaziert!" -
Dieser Schultornister soll ihm später das Leben retten: an einem frostigen Wintertag, als die Teiche und Gräben in Aplerbeck zugefroren sind, wagt sich Heinz aufs Eis. Er bricht ein und strampelt hilflos in dem eisigen Tümpel. Doch der Schultornister auf seinem Rücken keilt sich an der Abbruchkante des Eises fest, hält ihn und lässt ihn nicht versinken. So kann er in letzter Minute gerettet werden.
Toms Isel - iaIm der Dortmunder Gegend gab es am Thomastag ( 21. Dezember) einen Brauch, von dem mein Vater mir oft erzählte. Jeder bemühte sich an diesem Tag, besonders früh aufzustehen. Denn wer als letzter am Frühstückstisch saß, fand auf seinem Teller statt Butterbroten nur Heu und Häcksel. Die Familie nannte ihn oder sie an diesem Tag nur "Toms Isel" (Thomas' Esel).
Die Kinder bemühten sich am Thomastag auch, besonders früh in der Schule zu sein. Sie schrieben ihre Namen mit Kreide an die Tafel und warteten auf den der als letzter das Schulzimmer betrat. Er war der "Toms Isel" der Klasse und bekam ein entsprechendes Schild umgehängt. Dazu sangen sie folgenden Spottgesang:
Das ganze Jahr über blieb der Langschläfer der "Toms Isel" und musste sich gar manchen Spottvers anhören:
SchulkinderMax
erzählt: Nach dem Besuch der Grundschule besuchten alle 4 MARNACH-Söhne die Rektoratsschule in Aplerbeck [s. Foto rechts]. Der Direktor war damals Dr. WIESE, Lehrer waren BÜNING, THOMAS, Frl. MASCHER. Die Schule war eine Vorschule für Gymnasien, Realgymnasien, Oberrealschulen. Sie begann in der Sexta mit Latein, in der Quarta mit Französisch. Danach konnte man wählen zwischen humanistischer oder naturwissenschaftlicher Bildung. Das Schulgeld betrug M 210 pro Jahr und Schüler. So hatten unsere Eltern zeitweilig mehr als 1000 M an Schulgeld aufzubringen, Ermäßigung oder Erlaß des Schulgeldes war nicht möglich.
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Unsere einzige Schwester Martha kam mit ihrem 10. Lebensjahre nach Dortmund auf die Töchterschule der Propstei, wo die 'Schwestern von der christlichen Liebe' in den Klosterräumen eine Schule unterhielten. Martha ist in der Untersekunda erkrankt und nach 3 Tagen von der Diphtherie dahingerafft worden. Sie starb mit 15 Jahren am 16.März 1910, ein schwerer Verlust für uns alle, besonders aber für Mama, die ihn nie überwunden hat ..."
Ertrag auch du, was ich ertrage,
Max erzählt weiter: Max lässt hier unerwähnt, dass sein Bruder Heinz mehrmals die Trompete im Pfandhaus auslösen musste, weil Max sie "brüderlich" gegen Bares versetzt hat. Hausmusik (aus "5.000 Postkarten aus der Zeit um 1900" von The Yorck Project)
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