So hauste man auf der Hütte
"Die damals noch in der Entwicklung begriffene Eisenindustrie nahm
wenig Rücksicht auf die Gesundheit und die Nerven der
Menschen.
So war unsere komfortable und sehr geräumige Werkswohnung dem
fortdauernden Lärm des Werkes und der benachbarten Eisenbahn
ausgesetzt."
Mir fällt hier auf, dass Max mit
keinem Wort die Belastung der Anwohner durch die Industrie-Abgase
der Hütte erwähnt. Hochöfen, Kokerei und Gießerei müssen doch
eine Menge an Qualm und Rauch, giftigen Dämpfen und Gasen in die Luft
gepustet haben. Hat Max das vergessen? oder verdrängt? Er spricht
weiter unten ironisch von einem "Augen- und
Ohrenschmaus". Der "Nasenschmaus" bleibt unerwähnt ...
Hüttenwerk (aus "5.000
Postkarten aus der Zeit um 1900" von The Yorck Project)
"Die Gichtglocken der Hochöfen, die man zur
Beschickung mit Erzen und Koks brauchte, ließen in der
Dunkelheit Feuerschein den Himmel taghell erleuchten, dazu kam das
Gepolter der in die Öfen stürzenden Gesteinsmassen. Das Geräusch
der Gebläsemaschinen bei den Kupolöfen, das Zischen der Dämpfe
in der Zentrale, das Gerumpel der Werkseisenbahn und auch der
Königlich
- Preußischen Eisenbahn und noch vieles andere mehr vereinigten
sich zu einem Augen- und Ohrenschmaus, an den man sich erst
gewöhnen mußte. Und man hat sich gewöhnt!"
100 Jahre später ist es hier sehr still!
Seit 1925 gibt es die Aplerbecker Hütte
nicht mehr, seit den 30er Jahren und später verschwanden nach und
nach auch die Industrieanlagen der Hütte. Das unmittelbar angrenzende
Bahnhofsgebäude des Bahnhofs Aplerbeck-Nord wurde in
den 1970ern abgerissen.
Abb.: Bahnhof Aplerbeck-Nord, Aquarell Franz
Wiorek, www.aplerbeck.de
Bei
http://www.mein-bahnhof.de lesen wir:
Die große Anzahl der Gleise belegt, dass hier mal mehr los war.
Ein Güterbahnhof gammelt er vor sich hin. Auch Weichen werden hier nicht mehr gestellt.
Das alte Stellwerk ist zwar noch vorhanden, aber man sieht ihm deutlich an, dass es nicht mehr
gebraucht wird.
Dabei stand die Eisenbahn einst für den wirtschaftlichen Aufschwung der
Gemeinde Aplerbeck. ... Im Jahr nach der Eröffnung der Eisenbahnverbindung, 1856, wurden
zwei Zechengesellschaften in Aplerbeck gegründet:
Die Dortmund-Hörder Eisenhütten-Gesellschaft errichtete die
Aplerbecker Hütte unmittelbar südlich an das Eisenbahngelände
anschließend, die Zeche Schürbank & Charlottenburg entstand nördlich des Aplerbecker Ortskerns,...
Abb.: Stellwerk Aplerbeck-Nord,
http://www.mein-bahnhof.de
"Auf dem Werksgelände der Aplerbecker Hütte waren auch Pferdeställe, in denen die
Araber eingestellt wurden, auf denen der Kommerzienrat Wilhelm BRÜGMANN (genannt
'der Kleine') aus
Dortmund geritten kam, um
als Hauptaktionär und Gerant (persönlich haftender Geschäftsführer)
an den Werksbesprechungen teilzunehmen [siehe Heinrichs
Anstellungsurkunde]. Über den Ställen hatte der Bürodiener
SPREE(n) seine Wohnung, dessen Frau die Büroräume
sauberhielt.
Auch die "komfortable und sehr geräumige Werkswohnung"
der Familie Marnach lag direkt auf dem Hüttengelände, in einem
zum ansehnlichen Einfamilienhaus restaurierten Gebäude, das vorher als
Arbeiter-Wohnheim gedient hatte.
Foto
links: Heinrich Marnach am Wohnhaus auf der Hütte
An der Westseite des Werks lag eine Arbeiterkolonie, die von einem
großen Teil der Hüttenarbeiter und Meister bewohnt wurde. Meist
bestand so ein Häuschen aus 3 Räumen, dazu kamen Garten und
Schweinestall. Gelegentlich traf der Hausmetzger ein mit seinem
Horn und den Messern und schlachtete. Das störte niemanden, so
roh waren damals die Sitten..."
Foto: Arbeiterhäuser
der Aplerbecker Hütte
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