Jahrtausende kaledonische Geschichte
Zeitreise
Kein Fieber ist stärker als das Suchen
in der Vergangenheit, wärmt das Blut
so sehr wie das Graben nach verborgenen
Schätzen,
und wer daran teilhat,
ist für die Sorgen der Gegenwart verloren.
Die Steine, wie der natürliche Granit,
der von der Natur aufgeworfen
wird,
trotzen allen Jahrhunderten.
Neben
ihnen zu stehn ... ist, als würde man
zu einem Astronauten der Zeit.
Daphne du Maurier
Die Gemeinde Marnoch
Unsere Familie führt ihren Namen
Marnach wahrscheinlich auf eine Gemeinde namens
Marnoch am M oray Firth in NO-Schottland zurück - ein Herkunftsname also.
Die Gemeinde wiederum benannte sich nach dem keltischen Heiligen St.
Marnach aus dem 7. Jh. Sie liegt im Gebiet der Grampian
Mountains, wo früher die Pikten lebten. Die waren die alten
keltischen (vielleicht auch vorkeltischen) Bewohner Schottlands.
Wie sie sich selbst nannten, ist nicht bekannt, weil sie in einer Kultur
der mündlichen Tradition lebten und es bei ihnen keine
schriftlichen Aufzeichnungen gab. Der Name "Picti" wurde für
sie als Spitzname von den Römern erfunden, weil sie ihre Körper
bemalten (lat. pictus: gemalt).
Foto : Braveheart in piktischer Kriegsbemalung
Mit blau bemaltem Gesicht zogen einst Schotten und Kelten in die Schlacht.
Spätestens seit Mel Gibson im Actionfilm "Braveheart" als blaugesichtiger Schotte zahllose Engländer hinmetzelte, weiß alle Welt, mit welcher Gesichtsbemalung einst auf der Insel gefochten wurde. Die leuchtend blaue Farbe haben die Krieger aus
der Waid-Pflanze (Isatis tinctoria )gewonnen.
aus www.spiegel.de 2006
Wie die Barbaren wirklich waren
Das Wort „Barbar“ stammt aus dem Griechischen und
bezeichnet ursprünglich jemanden, der nicht griechisch spricht. Die Römer nannten alle Völker so, die
sich der römischen Kultur nicht
unterwerfen wollten.
Terry Jones räumt auf mit historischen Vorurteilen
Die Barbaren haben nicht den besten Ruf. In den Geschichtsbüchern werden sie als wilde Horden beschrieben, unzivilisierte und brutale
Schlächter, die schließlich von den kultivierten Römern vernichtend geschlagen und zurückgedrängt wurden. Aber entspricht das der
Wahrheit?... Waren Barbaren wirklich unzivilisierte Hinterwäldler, die rülpsend und grölend Tiere bei lebendigem Leib verspeisten? Oder wurden sie Opfer einer perfekt funktionierenden Propaganda-Maschinerie der Römer?
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Keine Frage: Terry Jones
(rechts) hatte schon immer ein Faible für Historie und ihre etwas andere Aufarbeitung.
Als gebürtiger Waliser ist er selbst ein echter
"barbarischer" Kelte. Er studierte am St. Edmund Hall College in Oxford noch ganz gewöhnlich
Geschichte. Als einer der Monty Pythons schrieb er diese
dann neu. Auch in der Dokumentation "Wie die Barbaren wirklich waren" lässt er kaum ein gutes Haar an den
Römern, den angeblichen Wegbereitern einer kultivierten Zivilisation. Jones präsentiert darin neueste archäologische Beweise, die mit historischen Vorurteilen aufräumen.
Die Kelten – ungebildete, kriegerische Analphabeten?
Die Kelten besaßen in Wirklichkeit überlegene mathematische Kenntnisse.
Sie hatten ihren eigenen Kalender, bauten Straßen und stellten kunstvolle Kleidung und Schmuck her. Ihre Gesellschaft war hoch
entwickelt und komplex.
Neuere archäologische Beweise sprechen gegen das Bild, das die römischen
Dichter und Geschichtsschreiber von ihren Feinden verbreiteten. Und vielleicht ist die Überlegenheit der Römer nur ein Mythos. Unter dem
Vorwand, die restliche Welt zu zivilisieren, begaben sich die kriegerischen und größenwahnsinnigen Römer auf Raubzug durch ganz
Europa. Basiert ihr Ruhm auf der gnadenlosen Ausbeutung der Schätze und
des Know-hows ihrer Nachbarvölker und einer perfekt inszenierten fremdenfeindlichen Propaganda?
Waren am Ende die Römer die wirklichen
Barbaren?
(Nach BBC Exklusiv)
Die Römer und das Kolosseum
- barbarisch!
Als Arena war das Kolosseum über 400 Jahre lang in Betrieb als der Veranstaltungsort von grausamen
Spielen, die von Mitgliedern des Kaiserhauses ausgerichtet wurden und zu denen jeder freie Bewohner Roms kostenlos Zutritt hatte.
Üblich waren vor allem Gladiatorenkämpfe (munera) und Tierhetzen (venationes), wobei Kämpfe zwischen besonders exotischen Tieren am beliebtesten waren. Zu fast allen Spielen gehörte auch die
Exekution von Verurteilten, vor allem jener, über die die damnatio ad bestias, der Tod durch wilde Tiere, verhängt worden war.
Einige Historiker schätzen, dass im Laufe der Jahrhunderte - zuletzt 434/435
- etwa 300.000 - 500.000 Menschen und noch lange nach ihnen viele Millionen Tiere im Kolosseum starben. In der Arena wurde vermutlich mehr Blut vergossen, als an jedem anderen Ort der Erde von vergleichbarer Größe.
(nach Wikipedia)
Das Volk der Pikten, von den Römern auch Kaledonier
genannt
Die Römer stellten die piktischen Kelten als ungehobelte
Barbaren dar, die in Zelten lebten, keine Kleidung trugen, sich ihre
Frauen untereinander teilten. Das alles war politische Propaganda der
Römer gegen die Pikten. Die Wahrheit ist, es gab bei ihnen keine Ehe,
Frauen waren gleichberechtigt, konnten auch in den Krieg ziehen, und
Kinder wurden von der Gemeinschaft betreut. Die meisten Pikten waren
Bauern, sie bauten Gerste und Feldfrüchte an, züchteten Rinder, Schafe
und Schweine. Sie jagten mit Speer und Bogen. Die Königswürde
vererbten sie wahrscheinlich in der weiblichen Linie. So konnte die Einflussnahme
sich nicht in
einer Familie konzentrieren. Dieses System führte jedoch zu heftigen
Machtkämpfen.
Das kriegerische Volk der Pikten konnte sich der Eroberung durch die Römer erfolgreich widersetzen. Im Jahr 122 n. Chr. ordnete der römische Kaiser Hadrian zum Schutz der römischen Siedlungen im Norden der Provinz Britannia die Errichtung eines Verteidigungswalles gegen die Pikten
an. Teile dieses Hadrianswalls bestehen heute noch und wurden zum Weltkulturerbe erklärt.
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Fontane (19. Jh.) schreibt in seinen
"Wanderungen durch England
und Schottland":
"Der Kern der Bevölkerung (der Grampians) besteht aus alten
Pikten,
demselben Volksstamm, der in den römischen Schriftstellern den Namen
Kaledonier führt ...
(Caledonia, Kaledonien war der keltisch-römische Name für Nord-Schottland,
und
bedeutet etwa "Walddickicht, bewaldete Höhen", Kaledonier
waren "Leute aus den Wäldern" .)
... und es ist möglich, dass in den Adern der dort
lebenden Clans noch ziemlich unvermischtes kaledonisches Blut fließt."
Der Mann links auf einer Felsgravur aus den Grampians trägt eine
bronzezeitliche Axt, ähnlich wie die weiter unten abgebildete aus der
Migdale-Marnoch Tradition. Die Gravur ist sehr gekonnt gemacht und erinnert etwas an
Cartoons. Sollte er etwa einer unserer Vorfahren sein? ;-)
Abb. oben:
Zeichnung einer kürzlich entdeckten piktischen Felsgravur, die einen grimmig dreinblickenden Mann mit Axt darstellt. Aus
Rhynie, Grampian.
Caledonia
Music and Lyrics by Dougie McLean
on youtube, gespielt von der keltischen Band Slainte
http://www.youtube.com/watch?v=NTUVjlfjfJk
I don't know if you can see
the changes that have come over me
in these last few days I've been afraid
that I might drift away
so I've been telling old stories, singing songs
that make me think about where I came from
and that's the reason why I seem
so far away today
CHORUS:
ah but let me tell you that I love you
and I think about you all the time
Caledonia you're calling me and now I'm going home
but if I should become a stranger
you know that it would make me more than sad
Caledonia's been everything I've ever had
I have moved and kept on moving
proved the points that I needed proving
lost the friends that I needed losing
found others on the way
I have kissed the ladies, left them crying
stolen dreams, yes there's no denying
I have travelled hard, sometimes with conscience flying
somewhere in the wind
CHORUS
Now I'm sitting here before the fire
the empty room, the forest choir
the flames that couldn't get any higher
they've withered, now they've gone
but I'm steady thinking, my way is clear
and I know what I will do tomorrow
the hands have shaken and the kisses flow
now I will disappear
CHORUS
Carved Stones
Vom 6. Jh an erscheinen piktische Könige in Schottland. Es war
damals eine Zeit des kulturellen Wandels. Das Christentum gelangte auf die
Britischen Inseln, die Pikten kamen dadurch in Kontakt m it europäischer
Kunst und europäischem Denken. Ein Vermächtnis der Pikten sind ihre hervorragenden künstlerischen
Leistungen, die "carved stones". Das sind unbearbeitete
natürliche Steine mit eingeritzten Bildern und Symbolen. Es ist möglich, dass
diese Gravierungen ihren Ursprung in der Bemalung der Pikten hatten.
"These sculpturings probably belong to the 8th or 9th
Centuries and are examples of Pictish art. Those "People of the
Woods" were an emotional and imaginative race, as well as warlike,
worshipping Nature and loving to depict natural objects, using such as
symbols and signs, mingling birds and beasts with the sign of Christian
faith, when they accepted the new religion." (by Elizabeth Stewart)
Foto: Carved Stone in Aberlemno
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Abb. rechts:
Keltischer Carved Stone mit Mönchen in Kutte und
Kapuze,
sie tragen die Krummstäbe der Hirten (croziers) und die Büchertaschen der
Wissenschaften.
Foto links:
Auch heute noch tragen Hirten in den Highlands die
gleichen Krummstäbe wie die piktischen Mönche.
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Abb. rechts: Im Wappen der Gegend deuten zwei Krummstäbe auf den keltischen
Heiligen St Marnan/Marnach/Marnoch hin, der hier wirkte. Den Keilerkopf
führt auch der Clan Innes im Wappen.
Die
Migdale-Marnoch Tradition
Etwa 2000 v. Chr. begann man, aus einer Legierung von Kupfer und Zinn
Werkzeuge und Waffen herzustellen. Diese frühe Phase der Bronzezeit
wird Migdale-Marnoch Tradition genannt, nach dem Ort Migdale in
den Highlands und Marnoch in den Grampians.
Abb. rechts:
Axt aus der Bronzezeit, 700 v. Chr.,
Migdale-Marnoch Tradition
Aus einem alten Bericht von 1799:
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Marnoch bei Aberchirder (Foto oben) trägt seinen Namen, weil die Kirche dort St.
Marnoch geweiht ist. Die Gemeinde gehört zu Moray, misst 9-10 Meilen mal 4-5 Meilen. Das Land ist
ziemlich flach und liegt tief, umgeben im Westen, Norden und Süden von
Heidehügeln. Der Fluss Deveron fließt für 5-6 Meilen im Süden der
Gemeinde vorbei, ist aber nicht schiffbar. Der Boden der Flussufer
besteht aus fettem Lehm, der gute Erträge bringt, in höheren Lagen
ist er aber nass, steinig und hart. Angebaut werden Gerste, Hafer,
Erbsen, Kartoffeln und weiße Rüben. Jährlich werden große Mengen
davon exportiert von den Hafenstädten Banff, Portsoy oder McDuff aus.
... In der Gemeinde sind gute Torfvorkommen. In jedem Jahr wird eine
stattliche Anzahl von Rindern gezüchtet und dementsprechend viel Butter
und Käse erzeugt.
Die erste Free Church of Scotland
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The Intrusion at Marnoch / Der gestörte
Gottesdienst in Marnoch
gab einen entscheidenden Anstoß zur Entstehung der Free Church of Scotland,
einer Freikirche, die staatliche Beeinflussung strikt ablehnt und
sich völlig unabhängig konstituiert hat (siehe nächstes Kapitel!). Bald folgten
noch mehr Gruppen in ganz Schottland dem Beispiel von Marnoch. (1843)
< Moray in
de Grampians Wer
war St. Marnach? Culdees >
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