Jahrtausende kaledonische Geschichte
Druiden

Wie der Zauberer Merlin
möchte ich durch die Wälder ziehn
will hören was die Winde schrein
will wie die Vögel am Himmel sein
will wie der Wolf auf Beute lauern
will nachts unter grauen Felsen kauern
will mit den Geistern der Quellen sprechen
will sehn wie die alten Bäume brechen
jung will ich sein Jahrtausende alt
und König im dunklen Zauberwald
Tankred Dorst
Abb.: www.timelessmyths.com
Culdees: Freunde Gottes und Druiden
Dunkeld
liegt an einem Übergang von den schottischen Lowlands im Süden in die
Grampians und Highlands im Norden. Der Name bedeutet "Festung der Kelten",
eine Festung der keltischen Pikten gegen die Römer. Seit
alter Zeit schon hatten hier Menschen gesiedelt. Zu
einem
Zentrum des Keltischen
Reiches und der Keltischen Kirche erklärte es im 9.
Jahrhundert Kenneth McAlpin, der erste König des Königreiches Alba, der vereinigten Schotten
und Pikten..
Ein
Sammelbecken des Christentums wurde Dunkeld im 7. Jahrhundert durch Columbas
Schüler. Später wirkte hier eine Gemeinde der "Culdees".
Diese Culdees waren frühchristliche keltische
Mönchsgemeinschaften. Wie in Familien-Clans lebten
hier Männer und Frauen,
Kleriker und Laien, ob verheiratet oder unverheiratet, in kleinen Ansiedlungen zusammen. Nach festen Regeln, aber
ohne Ordensgelübde, führten sie ein frommes Leben, beteten
und arbeiteten miteinander und wirkten segensreich für ihre Mitmenschen.
Oberhaupt der Culdee-Gemeinde war jeweils ein Abt, der dem Clanchief entsprach. Er war
befugt, als Zeichen seiner Würde die Adlerfeder zu tragen. (Link
Keltische Heilige!)
Oft werden diese Gemeinschaften auch tatsächlich als "familiae"
bezeichnet. Ist St. Marnach einer von ihnen gewesen?
Der Name "Culdees" wird manchmal abgeleitet von Cele
Dei, schott. Keledei, Freunde
Gottes. Nach
anderer Meinung bedeutet Culdees soviel wie "Chaldeans", d.h. Magier,
Seher.
Sie entwickelten sich vermutlich aus dem
Druidenstand .
Foto: Ruinen von Dunkeld Cathedral, http://www.dunkeldcathedral.org.uk
... das alte Piktenreich der schottischen Hochlande war
in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends unserer Zeitrechnung ein
Mittelpunkt der christlichen Welt Nordeuropas, aber es stieg von dieser
hohen Stellung im selben Augenblick herab, wo die Lehre Columbas im
Kampf mit dem römisch-katholischen Christentum unterlag. Iona und die
Hochlande waren nun nicht länger ein Mittelpunkt, sondern lagen
umgekehrt an der äußersten Peripherie der römischen Welt.
...Die besondere Heiligkeit seines Bodens, an die Schottland und Skandinavien fünf Jahrhunderte lang geglaubt hatten, war ihm
genommen. Seit der
Mitte des dreizehnten Jahrhunderts gibt es keine Culdees mehr, aber die Erinnerung an diese einst so mächtige Sekte lebt bis heute noch im schottischen Volke fort, vielleicht deshalb, weil ihre
gegnerische Stellung zur römischen Kirche ihr als Empfehlung dient.
(Fontane,
Wanderungen durch England und Schottland)
Druiden Mittler zwischen materieller und spiritueller
Welt
Die
Druiden waren bei den Kelten die Mittler zwischen materieller und spiritueller
Welt, oder anders gesagt, zwischen
der sichtbaren Welt
und der Anderswelt, der Welt der Geister. Der wohl berühmteste Druide
war der Zauberer Merlin (Abb. oben), uns
bekannt aus dem Sagenkreis um Artus und Avalon. Zu einem Druiden des
Christentums wurde Columba/ Colum Cille, "die Taube der Kirche",
Geistlicher und Gelehrter, Künstler, Dichter.
Das Druidentum ist eine alte Menschheits-Philosophie,
keine bestimmte Religion. Es gewann und gewinnt auch heute noch seine
Erkenntnisse aus der Natur. Die abendländische Spiritualität wurzelt in
seiner Tradition, was lange Zeit verloren, vergessen oder unterdrückt
war. Die Druiden waren
Forscher und Entdecker auf verschiedenen Wissensgebieten: Theologen, Philosophen, Magier, Seher,
Sänger, Dichter und Ärzte. Ihr Nam e ist -
möglicherweise - verwandt mit
dem keltischen Wort für Eiche (duir). Sie kannten die Kräfte der mystischen
Bäume (Eiche, Eibe, Espe, Birke, Esche, Apfel, Eberesche...) und
Heilpflanzen (Mistel, Weißdorn, Holunder, Stechpalme ...) der Steine, der
Erde,
der Wasserquellen, der Gestirne. Sie besaßen in der
keltischen Gesellschaft fast die gesamte geistliche und weltliche Macht.
Das änderte sich nach der Christianisierung der britischen Inseln..
Mein
Druide ist Christus, Gottes Sohn - mo drui, macDé

Offensichtlich
will uns Columba sagen: "Mein
Druide, mein weiser Lehrherr, ist
Christus, Gottes Sohn." 563 gründete der Ire Columba/Columcille (geb. 521 in
Donegal) in Iona die erste Abtei, die in Schottland
zum Fundament für die keltische Form des Christentums wurde. Er brachte
aus Irland beides mit: die druidische und die christliche Lehre.
Als
sich die beiden christlichen Glaubensrichtungen trafen, die keltische aus dem
Norden und Westen, und die römische von Osten, existierten sie
zunächst friedlich nebeneinander, beteten sogar in denselben
Kirchen.
Anscheinend
standen die Druiden der neuen Religion positiv gegenüber. Die beiden Überzeugungen
verschmolzen nach und nach. Keltische Priester
schoren nach Art der Druiden ihren Schädel über der Stirn kahl. (Wie
oben im Porträt des Columcille! Die
römische Tonsur war anders: kreisrund auf dem Oberkopf.) Männer, die
vorher Druiden gewesen waren, arbeiteten als christliche Priester
weiter.
In Irland, Schottland und sogar in manchen englischen Gegenden
überlebte der alte keltische Ritus, wenn auch vielleicht von den
übrigen etwas kritisch
betrachtet.
Columba selbst, "Columcille unseres Herzens", war der
Sohn eines Druiden und in einem Druidencollege erzogen. 20 Jahre
lang dauerte diese Ausbildung in der Regel, in denen die Schüler
ungeheure Mengen an Wissen über keltische Gesetzgebung, Geschichte und
Religion lernten. Und das alles
wurde nur mündlich weiter gegeben, meist in Versform, die das
Einprägen erleichterte. Der Unterricht fand an geheimen Orten statt, in
Höhlen oder auf einsamen Waldlichtungen. Die Kelten fürchteten, ihre
Weisheit könne in fremde Hände geraten und verfälscht oder
missbraucht werden. Hätten wir nicht die Aufzeichnungen griechischer
oder römischer Zeitgenossen der Druiden, oder hätten uns
frühchristliche Mönche nicht Teile ihrer Lehre aufgeschrieben, dann
wären die Druiden heute praktisch vergessen.
Abb.:
Triskele, ein keltisches Symbol. Es steht u.a. für den
Kosmos und für die
Dreiheit aus Land, See
und Himmel.
Gleichsam
als Zeichen für
die
frühe keltische Mönchs-Kirche könnte der runde Tisch
im sagenhaften "Camelot" stehen, an dem in freundlichen Miteinander
druidisches Denken und die jesuanische Frohbotschaft Platz hatten.
Die römische Papst-Kirche mit ihrem Absolutheitsanspruch ("Alleinseligmachende")
zerstörte später vielfach die ehrwürdig alten Kultstätten wie Steinkreise, Dolmen und
Baumheiligtümer. Sie ersann in ihren apodiktischen Dogmen und Lehrgebäuden, ihren
Strafen und Ablässen,
ihrem unbarmherzigen Umgang mit Schöpfung und Geschöpfen und mit ihrer Theologie vom
'Kreuzestod Jesu
wegen unserer Sünden' eine unerträgliche
Drohbotschaft anstelle der Frohbotschaft Jesu.
Ein
keltischer Spruch sagt
Die keltische Kirche gibt Liebe, die römische Kirche Gesetze.
Abb.:
Round Table of Camelot in Winchester
Columcille
starb zu dem Zeitpunkt (597), als Augustinus von Canterbury an Südenglands
Küste in Kent landete ...
...
"als Abgesandter Roms und Agent einer auf Disziplin
bestehenden verständnislosen
Macht, welche die zarte Blüte der
keltischen Kirche schließlich ersticken
sollte. Doch sie
überlebte in
Schottland länger als irgendwo anders." So
formuliert es Ross Nichols (1902-1975), ein Druide unserer Zeit.
Abb.:
The Awen, ein modernes
Druiden-Symbol
Ross
Nichols fährt fort:
"Der
Gebrauch des Wortes Druide wurde (nach 600) streng verboten.
So gebildet sie
auch sein mochten, gelangten die Culdees doch nie zu den höchsten
Ämtern, die zuverlässigen Christen vorbehalten waren. Sie stellten
aber die niederen Kirchenränge und die Klostergemeinschaften.
Viele der Culdee-Druiden verließen Irland und gingen nach Schottland,
wo sie
nach der Missionsarbeit von St. Columcille (Columba) bis zum 11.
Jahrhundert die einzigen Missionare waren ... Sie zogen die
Territorien
des piktischen Heidentums der Kontrolle durch die Kirche in Irland vor,
wo sie es als ehemalige Druiden doch nie zum Range eines Bischofs
gebracht hätten. So verbreiteten sich die Druiden über Schottland und
leisteten dabei ausgezeichnete Arbeit... Druidensteine und -kreise
wurden verehrt, und druidische Praktiken existierten freier und länger
als in Irland. Bis
mindestens ins dreizehnte Jahrhundert
war Schottland das letzte verbleibende Gebiet, wo - verborgenes - Druidentum
vorherrschte."

Von Schottland
nahm auch dann die
Renaissance (um 1700) des Druidentums ihren Anfang.
Foto:
Keltisch-bretonischer Druide der Gegenwart mit der "Celtic
Harp"
Zitate und Foto nach Ross
Nichols: The Book of Druidry u.a.
< Wer war St. Marnach? Culdees ... Keltisches
Christentum: Litany from Dunkeld >
| Titelseite dieser
Geschichte | Titelseite aller
Geschichten |
|