Keltisches Christentum


The Litany from Dunkeld

Aus dem einstigen Kloster von Dunkeld ist eine Litanei überliefert, eine Art von Allerheiligen-Litanei, in der auch St. Marnachs Name genannt wird. Sie wurde regelmäßig dort von der ganzen Gemeinde bei Prozessionen der "Culdees" gesungen. Zahllose heilige Namen werden erwähnt und angerufen, eingeleitet von Vater, Sohn und Heiligem Geist, den Namen Mariens, den Namen der Engel wie Michael, Gabriel, Uriel und aller himmlischen Geister sowie der Apostel und Evangelisten (Matthew, Mark, Luke, John), und der Martyrer wie Stephanus.

Was nun folgt, sind Namen aus dem Schottischen Heiligen-Kalender. Brigid, Maria Magdalene, Ursula und ihre Gefährtinnen, Martin, Ninian, Columba, Patrick, Brendan der Seefahrer, Antonius, Benedikt, Josef von Arimathäa und zahlreiche andere. Viele von ihnen sind bei uns unbekannt. Manche haben eine besondere Bedeutung für die keltischen Länder: 

  • Martin und Antonius waren Vorbilder für die keltische Mönchskirche, 

  • Ninian, Columba und Patrick brachten den Kelten das Christentum. 

  • Josef von Arimathäa, in dessen Grab Jesus nach der Kreuzigung gelegt wurde, spielt eine Rolle in der keltischen Sage vom Heiligen Gral, die im Südwesten der Britischen Inseln ihre Heimat hat, in Cornwall und Somerset. Hierhin soll der Legende nach Jesus vor seinem öffentlichen Wirken (in den "fehlenden" Jahren seines Lebens, von denen die Bibel nichts zu berichten weiß) in der Begleitung seines Großonkels Josef von Arimathäa gereist sein. 

And did those feet in ancient time
Walk upon England's mountains green?
And was the holy Lamb of God
On England's pleasant pastures seen?

(William Blake, 1757-1827, Poet, Mystiker und Druide)

Abb. : Josef v. Arimathäa mit dem Gralskelch, Grafik von Courtney Davis


Auffallend ist, dass Frauen sehr spärlich - höchstens nur Witwen und Jungfrauen (sic!) -  in der Litanei einer Erwähnung gewürdigt werden, wie in der katholischen Kirche auch heute noch oft üblich. Warum das? In der keltischen Kirche wurden doch Männer wie Frauen gleich geachtet ... Trotz der Verdienste einzelner Bischöfe, Äbte, Bekenner und Mönche: wie arm wäre die römische Kirche ohne die Frauen. 

Die Ahnen von St. Brigid
Brigid, du Tochter von Dugall dem Braunen,
dem Sohn des Aodh, Sohn des Art, 
Sohn des Conn, Sohn des Crearar, Sohn des Cis,
Sohn des Carmac, Sohn des Carruin.

Jeden Tag und jeden Abend, wann immer 
ich die Namen von Brigids Ahnen aufsage,
werde ich nicht getötet werden, nicht gemartert,
nicht eingekerkert, nicht verwundet,
noch wird Christus mein vergessen.
Weder Feuer, noch Sonne oder Mond 
werden mich brennen,
kein See, kein Wasser, kein Meer mich ertränken,
kein Feenpfeil, kein Zauberspeer mich verwunden. 
Dann behütet mich die Heilige Maria,
und ein Schützling bin ich von Brigid, der liebreichen. 

(Keltisch-christliches Gebet/Segen/Zauberspruch/Beschwörung,  
aus Carmina Gadelica)

Abb.: St. Brigid, in der Hand das segenspendende Brigid's Cross (cros Bride) aus Strohgeflecht,
Grafik von Courtney Davis

 


Echte oder "corrupted version" der Litanei?

  • Seit 600 n.Chr. hatte der Papst in Rom auf eine Unterwerfung Britanniens hin gedrängt. Das sollte mehr Geld für die römische Kirche bringen.

  • Der Einfluss der keltischen Mönchskirche nahm zugunsten der Papstkirche nach und nach ab, blieb aber bis ins 12. Jh in Schottland erhalten. 

  • In der Litanei wird King Gregory erwähnt, er lebte um 900 in Perthshire.

  •  Es werden zwei Päpste namens Victor und Coelestin angerufen, die in die Zeit um 1100 gehören. 

  • Es wird um ein langes Leben und Gesundheit des "allerhöchsten Papstes der ganzen Welt in Rom" gebetet ("That the supreme and universal Pope of Rome may be granted long life and health"). 

  • Die Sprache ist Latein, 

  • und die Frauen werden ausgegrenzt. 

Alles deutet darauf hin, dass uns  hier nicht die Urfassung der alten keltischen Litanei  vorliegt. Sondern eine abweichende, sehr spät  niedergeschriebene (erst 1872 veröffentlichte), von Rom beeinflusste "corrupted version". Im Originaltext waren möglicherweise weniger "römische" Gebetsanliegen, mehr "keltische" Gedanken zu finden. 

Und die waren  vermutlich nicht in Latein, sondern in schottisch-gaelischer Sprache formuliert. Dennoch: der Name von St. Marnach ist in seiner ursprünglichen, unverfälschten  Schreibweise eingetragen! (CelticLitany)  


Holy Marnach, pray for us!

In dieser alten Litanei wird auch der eben erwähnte heilige Marnach genannt. Er war im 7. Jahrhundert ein  frühchristlicher Glaubensbote und Bischof (in der Bedeutung von Leiter, Berater) der keltischen Mönchskirche in Kaledonien. Er predigte bei den Briten, Angelsachsen und Pikten. Es ist anzunehmen, dass er zu den frühen Culdees zählte. Er war ein jüngerer Zeitgenosse Columbas, vielleicht einer seiner Schüler. Wahrscheinlich ist, dass er, wie sein Lehrer, ein christlicher Druide war. Sein Grab liegt 120 km entfernt von Dunkeld, wie schon erwähnt auf einem Hügel in der Gemeinde Marnoch in den Grampians, am Fluss Deveron. Unsere Familie trägt seinen Namen. Es ist anzunehmen, das sie aus der Gemeinde stammt, in der er lebte und arbeitete und wo auch sein Grab zu finden ist.

Holy Marnach, pray for us

O Christ, hear us
That a fruitful earth may be given us, 
we ask you to hear us
That our beasts may be kept from all pestilence, 
we ask you to hear us
That fair weather may be given us, 
we ask you to hear us
That rains in due season may be given us, 
we ask you to hear us

Aus: 
The Cele Dei (
Kelidei, Culdees) Litany from Dunkeld  (Celtic Litany) 
This Litany is published in Latin in the Appendix to Kalendars of Scottish Saints. 
 
This litany is translated (poorly) by Peter Theodore Farrington. Pray for me.

 

Abb. oben von Courtney Davis


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