Keltisches Christentum


... mehr durch Beispiel als durch Worte - Keltische Heilige

nach Soskernow - Friends of Cornwall 
und Firth's Celtic Scotland

Im sog. "dunklen Zeitalter" Europas wanderten von Irland aus einige außergewöhnliche Männer und Frauen in die keltischen Gegenden der Britischen Inseln und weiter nach Europa ein. Sie selbst hatten gerade das Christentum kennen gelernt und wollten nun das Licht Christi an alle weitergeben, die sie trafen. (...) Es waren die "keltischen Heiligen", die wegen ihrer Heiligkeit und ihres Wissens in der Kirche hohes Ansehen genossen. Die keltische Kirche des 5. und 6. Jahrhunderts war keine zentral gelenkte Organisation. Sie wurde von Kloster-Äbten, nicht von Bischöfen in Bistümern geleitet. Sie zeichnete sich durch ihre hohe Sittlichkeit aus, eine Einstellung, die sie eindeutig von der römischen Kirche unterschied. Auch heute noch spürt man das in den Gemeinden der keltischen Länder und man empfindet die Güte und Menschenfreundlichkeit dieser Kirche.


Weil diese Heiligen  die immer mehr zunehmende Pracht und Veräußerlichung der inzwischen "etablierten" römischen Kirche ablehnten, lebten sie gern als Einsiedler in unbewohnten Gegenden, oder mit einer Gruppe gleichgesinnter Männer und Frauen in einem Kloster. Auch Verheiratete waren darunter. Wir dürfen dabei nicht an die glanzvollen Kirchen und Klöster des Mittelalters denken, sondern uns ein paar einfache Hütten oder Klosterzellen um ein kleines hölzernes Kirchlein mit Lehmboden und einem Dach aus Grassoden vorstellen. Dort traf  man sich mit der Gemeinde, die nach und nach entstand, regelmäßig zu Gebet, Lesungen aus der Bibel, Meditationen und zur  Gottesdienstfeier. 


Es war ein hartes Leben. Geschlafen wurde auf Tierfellen oder auf Stroh, die Nahrung war einfach und knapp. Die schwere Arbeit auf den Feldern und im Stall oder beim Fischfang auf See war den Klosterleuten ebenso wichtig wie das tägliche Gebet und wissenschaftliche Studien. Die Mönche müssen schon lustig ausgesehen haben in ihrer wallenden Kutte aus ungefärbter Wolle oder aus Fell, mit schulterlangem Haar, aber kahlrasierter Stirn: die Tonsur war das Kennzeichen der Kleriker. (Die römische Tonsur war anders: eine runde kahlrasierte Stelle oben auf dem Kopf.)

Im Gegensatz zu der Armut und Einfachheit ihres Alltagslebens schrieben besonders Talentierte unter den Mönchen kunstvoll Kapitel der Evangelien ab, die sie reich verzierten. Andere sorgten für Reisende, pflegten Kranke, lehrten Kinder das Lesen und Schreiben, Musik und Malerei. In den keltischen Gemeinden hatten die Frauen gemäß der alten druidischen Tradition eine ebenso wichtige Stellung inne wie die Männer.

"Nur das Seelenheil ihrer Mitmenschen lag ihnen am Herzen. Sie wirkten mehr durch Beispiel als durch Worte. Die Schlichtheit ihrer Kleidung, ihrer Haltung und ihres ganzen Auftretens war ihre Beredsamkeit. Sie halfen überall und beanspruchten nie Lohn ..." (Abercrombie, Kirchengeschichte)


Das Leben Martin von Tours war diesen Menschen ein Vorbild. Er hatte ohne sophistische theologische Erwägungen über den Wert der Armut oder die Frage: Wer ist mein Nächster? und ähnliche Spitzfindigkeiten mit dem Schwert seinen Mantel durchgeschnitten, den man sich sicher wie eine warme Wolldecke vorstellen muss. Dann gab er die eine Hälfte einem frierenden Bettler, die andere behielt er selbst. Denn bestimmt war auch ihm kalt. Und wer ist heute noch im Gedächtnis der Christen? Nicht Päpste, Kirchenlehrer, Scholastiker, Dogmatiker, sondern Martin, der seinen Mantel verschenkte, und Nikolaus, der vielen Menschen in Not half, wie uns die Legende erzählt. Oder Elisabeth, die Brot an die Armen verteilte und Kranke pflegte, oder Barbara, die alle Bergleute vor Unheil beschützt, seien es tin miners oder coal miners ...

Alle Abb.: Courtney Davis




In einer keltischen Kirche

May you lead your life 
in light-heartedness;
keep hopelessness far away; 
may gloom not remain with you;
but may God's cheerfulness forever sing out merrily 
in your life.

 

Geh durchs Leben 
mit leichtem Herzen;
lass Hoffnungslosigkeit nicht 
an dich heran,
Schwermut bleibe dir fern.
Dein ganzes Leben lang
soll Gottes Heiterkeit
fröhlich für dich 
singen und klingen.

 

St.Levan's Church, Cornwall - Foto: Wilhelm Niehues


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