Auch
Hinniks Bruder Johann I fing auf Schacht Wilhelm als Bergmann an und
wohnte zunächst im Haus seines Bruders. Er begann, dicht dabei ein eigenes Haus zu
bauen und arbeitete 1874-76 an dem Hausbau auf
dem Grundstück #86. Es entstand ein Fachwerkhaus, wie es heute (2001) noch da steht. Das Grundstück
#86 war damals größer, es gehörte noch der Streifen Land bis etwa
Hinniks Hauseingang dazu.
Schon bevor das neue Haus fertig war, wurde Johanns und Elisabeths erster Sohn
Heinrich II geboren, und zwar
in Hinniks Haus, das andere war noch im Bau. Später kam noch ein 2. Sohn dazu:
Johann, genannt
Jänsken, der Friseur wurde und einen Friseurladen gegenüber der
heutigen Haverkamp-Apotheke hatte. Dieser Jänsken änderte die Schreibung seines Familiennamens. Er machte aus "Niehues" den Namen
"Niehus" und tilgte damit das typisch westfälische Dehnungs-e hinter dem u, wie es auch in Namen wie Soest,
Flaesheim, Oer-Erkenschwick, Coesfeld und Buer vorkommt. (Von ihm stammt Wilhelms
Dielenkommode.)
Foto oben: Der tägliche Weg zur Zeche
darunter: Notgeld der Stadt Düren aus dem Jahr 1919
Möglicherweise bezieht sich der Bergmann auf die gesamtpolitische Lage: 1919 begann der Ruhrkampf und damit gab es viele Streiks auch bei den Bergarbeitern. Um der Wirtschaft aufzuhelfen und da Kohle zu den Reparationsleistungen zählte, sollte der Bergmann Kohle fördern. Dies wurde von den Bergarbeiterverbänden und vom Staat unterstützt.
(Dank an Helga Dill, Ontario, Canada)

Foto:
Johanns Haus, Marienstraße 86
Johanns I Haus (#86) wurde 1876 fertig, Es war erheblich höher und größer geraten als Heinrichs
I (#88). Also kaufte der raue Hinnik von seinem Bruder den schon erwähnten Streifen Landes wieder
zurück und erbaute darauf eine Erweiterung seines Hauses, dass nur noch die Gasse die beiden Häuser trennte, wie es auch heute
ist (Foto oben). Der Garten
des neuen Hauses hat aber weiterhin heute dieselbe Breite wie damals: er beginnt gleich an der Rückseite der westlichen Hälfte von
Hinniks Haus. Nach und nach kamen bei beiden Häusern weitere Anbauten, Ställe, Scheunen (Schoppen) dazu.
Ein sehr schönes Foto rechts vom Haus Marienstraße 86 mit den alten Ulmen und dem Herz-Ornament über der Haustür, etwa 1915. Einige Kinder von
Heinrich II Niehues/Anna Gertz stehen an der Treppe, u.a. Hennes
(Wilhelms Vater) mit Heini (Mitte), wo auf dem Foto daneben im April
1940 der kleine Wilhelm
seine Schultüte zeigt.
Um neben Johanns Lohn von der Zeche zusätzliche Ei nkünfte zu haben,
vermieteten die beiden Eheleute später den Dachboden an sog. Kostgänger. Das waren
Bergleute, die unter primitiven Verhältnissen dort hausten und von Elisabeth beköstigt wurden. Elisabeth hatte als junge Frau einen Unfall, als sie beim Putzen des Fensters über der Haustüre rücklings auf die steinerne Treppe vor dem Haus stürzte und sich die Wirbelsäule verletzte. Ohne medizinische Behandlung brachte ihr das einen verkrümmten Rücken ein.
Foto: Kostgänger-Zimmer unterm Dach, irgendwo im Ruhrgebiet
Die Fugen zwischen den Dachpfannen sind mit Mörtel verputzt, nicht nur mit Stroh abgedichtet, wie meistens üblich. So beißen Wind und die Kälte nicht gar so sehr.
Anfangs gehörte der heutige Haverkamp zur Gemeinde St. Franziskus Bismarck. 1923 wurde er eine eigene Gemeinde: Heilige Dreifaltigkeit. 1926 konnte die neue Pfarrkirche eingeweiht werden, die der bekannte Architekt Franke entworfen hatte, der auch Heilig-Kreuz in Ückendorf baute.
Viele Haverkämper haben am Bau der Kirche mitgearbeitet .
2001 nun wurden Franziskus und Dreifaltigkeit wieder wie einst zusammengefasst. E i n Pastor ist der Pfarrer für beide Gemeinden.
Foto oben: Portal Heilige Dreifaltigkeit
Foto links: Haverkämper Kirchgänger
in den 50er Jahren,
links Opa Smoczyk
Früher Marienstraße, heute Erdbrüggenstraße 86: Kleine Omas Haus im Jahr 1993.
"Erdbrüggen" hieß ein mit Erde aufgefüllter Knüppeldamm im Tal des
Emscherbruchs über den Kinnbach. An der Häuserzeile der gegenüber
liegenden Straßenseite senkte sich das Gelände in ein Sumpfgebiet Richtung Deichstraße ab. Im Sommer wuchsen hier Gras und Binsen, im Herbst/Winter wurde es sumpfig, und bei Frost und Schnee kamen die Kinder gern zum Rodeln und Eislaufen hierher.
Foto: früher Marienstra0e, heute Erdbrüggenstraße 86
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