Die Familie unserer Kleinen Oma war aus der Gegend von Posen in
Westpreußen ins Ruhrgebiet eingewandert, weil ihr Vater hier im Bergbau
Arbeit fand. Der Name "Smoczyk" (polnisch) bedeutet etwas Ähnliches wie "Sc hnuller".
Echt lieb und passend für die "Kleine Oma". Sie wurde in Bottrop
geboren und wuchs auf in der Marienstraße in Gelsenkirchen.
Schon als kleines Mädchen verlor sie ihre Mutter Antonie. Bei der
Einschulung ging niemand mit ihr zur Schule, sie musste sich allein beim Rektor anmelden. Sie hatte keine Kindheit, sondern musste arbeiten ohne Zeit zum Spielen. Ihre Stiefmutter Käthe Ladrowski verbrannte Marias Spielsachen im Ofen, damit nichts sie von der Arbeit ablenkte.
Foto: Sophies Erstkommunion,
Kleine Oma ganz
links, mit ihren Geschwistern und Halbgeschwistern, dahinter die Eltern
Käthe Ladrowski und Franz Smoczyk
Nach dem 1. Weltkrieg, zur Zeit der Inflation (um 1920), arbeitete sie in Baarn, in den Niederlanden.
(Foto)

Dort lernte sie Eberhardt kennen, von dem sie noch im Alter einen goldenen Siegelring mit dem Initial E trug. "Ich hätte besser ihn heiraten sollen..." sagte sie manchmal zu mir.
Abb. links:
Glückseliges Christfest
wünscht diese Weihnachts-Karte,
ein Souvenir Marias an die Christmette 1925
in der Kathedrale von Haarlem bei Amsterdam.
Sie war der heiterste, ehrlichste Mensch, den man sich denken kann, mit einer nüchternen, realistischen Weltsicht. Und anspruchslos und tüchtig war sie!
Sie schaffte es mit Sparsamkeit und Fleiß, alle Schulden zu tilgen, die
auf dem Haus lasteten. Und ihr Kartoffelsalat und ihre Klöpse
(Frikadellen) sind unerreicht in die Geschichte eingegangen. Sie war mir die liebste Schwiegermutter der Welt.
Maria Smoczyk, unsere Kleine Oma, und Johann III (Hennes) Niehues heirateten im Jahr
1927. Sie bekamen 3 Kinder: Rosemarie, Wilhelm und Annegret und
später 9 Enkel.
Wilhelm behauptet, sie sei ihren Kindern zuweilen eine strenge Mutter gewesen. Ich weiß es nicht, sicher war sie mit schwerer Arbeit und vielen Problemen belastet. Und ihr Verhältnis zu den Enkeln? Sie war immer geduldig und verständnisvoll zu ihnen. Jetzt, wo die unmittelbare Verantwortung von ihr genommen war, amüsierte sie sich über die kleinen Streiche der Enkelkinder.
Wilhelm sagte gern: "Stefan kann mitten auf den Tisch kacken. Die Kleine Oma wird dabei
stehen und Beifall klatschen:"
Foto: Kleine Oma und 2 ihrer Enkel:
Stefan mit Kaugummi und
Christian
Ein paar von Omas Sprüchen:
(Zu Wilhelm, wenn er mit Handwerkszeug hantierte) "Willi, tu dich nich verkröppen!" -
(zu ihren Enkeln) "Ihr seid noch jung, ihr müsst noch kämpfen! hi hi!" -
(Beim Lesen einer
Todesanzeige, als sie selbst über 80 war) "So alt war der schon , 72? Wurde auch Zeit, dass er wegkam!"
Wenn ihre Töchter sie zu einer Autofahrt überreden wollten, sie aber
deren Fahrkünsten nicht traute: "Dann warte, ich will mir eben
noch saubere Wäsche anziehen!" Damit sie nach einem evtl. Unfall
ordentlich aussah im Krankenhaus oder ... in der Leichenhalle.
Ihre
Enkel gaben ihr übrigens den Ehrennamen "Maria Capone" - und bewunderten
sie, weil sie so kaltblütig und "cool" war.
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