Die "Geißel der Gerechtigkeit"
Der neue Galgen Gottfried von Eltz, Herr zu Clerf, wollte deshalb einen neuen Galgen
errichten und befahl allen Untertanen im Beisein von Meyer und
Schöffen, am 19. September 1622 in Clerf "mit ihrer gewehr und
rüstung, wie in dergleichen fellen üblich" zu erscheinen.
Foto: Burg Clerf, Innenhof
Die
Versammlung So versammelten sich also am 19. September 1622 mehr als 300 Hausväter aus der ganzen Herrschaft Clerf in Clerf. Nicht allein aus den Dörfern der Umgebung waren sie gekommen, sondern sogar aus dem mittleren und südlichsten Luxemburg: aus Mecher, Liefringen, Roeser, Berchem, Bivingen, Everingen, Hellingen, Frisingen, .. Einige mussten sich brieflich wegen ihrer kriegsbedingten Abwesenheit entschuldigen.
Als alle am Hochgerichtsplatz dort angelangt waren, wurden sie namentlich aufgerufen. In einem großen Kreis auf dem Feld um das Hochgericht nahmen sie Platz, aber ein jeder Hof blieb unter sich.
Kartenausschnitt: Der Galgenplatz lag am Rande des Dorfes Marnach, auf einer Anhöhe von allen Seiten gut sichtbar, zur Abschreckung, die sich der Grundherr Gottfried von Eltz, Herr zu Clerf, sicherlich davon versprach, aber auch als Kurzweil für Gaffer.
Die Ansprache des Richters Nach der Aufforderung des Richters erklärte jeder Meyer, auch im Namen seiner Untertanen, dass alle zugegen seien, dass sie alle Untertanen der Herrschaft Clerf seien und dass sie dem Schlossherrn Gehorsam und Treue gelobten und versprächen, dessen Schaden zu verhindern und sein Wohl zu suchen, wie es "ehrliebenden unterthanen gegen ihren Herrn zu thun gebürt." Trotzdem konnte keiner von ihnen sagen, wo die gesuchten Ketten geblieben seien. Nun mussten einige vortreten, deren Aufgabe dies immer schon war, und die Leiter beim Galgen aufstellen. Traditionell waren das Leute aus Marnach.
Die "Geißel der Gerechtigkeit"
Grabmal der Elisabeth von Heu (+ 29.Juni 1599)
aus der Clerfer Grafenfamilie
Dieser 19. September 1622 war ein denkwürdiger Tag in den Annalen Marnachs.
Denkwürdig und schrecklich! Die "Geißel der Gerechtigkeit" war in Wahrheit ein Werkzeug der Macht, um die Untertanen gefügig zu machen und um den Besitz der Herrschaft mit unverhältnismäßig harten Strafen zu sichern. Das geschah zudem noch unter Gebeten, um die Strafen als gottgewollt zu legitimieren! "Im Namen Gottes", missbraucht für Machtansprüche der Kirche und der weltlichen Obrigkeit, bei Entrechtung, Inquisition, Kriegen, Hinrichtungen, Kreuzzügen, Hexenprozessen ... Und warum wird Geschichte meist über Kriegstaten und Galgen, nicht über Friedenstaten und die Wiegen der Kinder geschrieben?
Das Dokument des Clerfer Schlossarchivs über diesen Tag trägt folgende Unterschriften:
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