... nach Amerika
nach "Winona's Cultural History"
Luxemburger Tradition:
Mir welle blëiwe,
wat mir sin
Zwischen 1850 und 1900 wanderten mehr als 72 000 Luxemburger in die
USA aus, nach Chicago, Wisconsin, Iowa und Minnesota. Sie gründeten
u.a. Rollingstone MN, damals ein Dorf, heute eine Stadt in Minnesota, und eine der
größten Luxemburger Ansiedlungen in Amerika.
Die Siedler hielten am Überlieferten fest, waren genügsam,
zeigten Gemeinsinn und tiefe Frömmigkeit. Schon bald nach ihrer Ankunft
sah man, wie im Dorf entlang der Hauptstraße kleine Läden und
Warenhäuser entstanden. Und eine winzige Kirche aus Holz wurde erbaut als Zeichen
ihrer tiefen Verbundenheit mit dem katholischen Glauben. Viele gingen
nach Elba oder Winona zum Gottesdienst. 1869 wurde dann auch in Rollingstone
eine Steinkirche erbaut, die heute noch existiert: "Heilige
Dreifaltigkeit."
Die ältesten Häuser und Läden in Rollingstone entlang der
Hauptstraße liegen am Rande der Hochebene, wie sie vor
einem Jahrhundert dorthin gebaut wurden. Es ist typisch luxemburgisch, Gebäude
direkt an die äußerste Kante des Hochplateaus zu setzen, da, wo der
Steilhang abzufallen beginnt. So vergeudet man kein wertvolles
Ackerland. Man sichert die Gebäude und ihre Fundamente
an der abschüssigen Hangseite durch Stützmauerwerk aus Stein, genau,
wie man es überall im Großherzogtum macht. Eine
andere alte europäische Tradition ist es, die
Bauernhöfe nicht weiter als einen Fußmarsch von der nächsten Stadt entfernt zu
bauen.
Noch immer gibt es Einwohner von
Rollingstone, die Luxemburgisch sprechen. Manche feiern am 6. Dezember den
Nikolausabend. Sankt Nick bringt Säcke voll Süßigkeiten, Nüsse und Obst. Ferner gibt es
ein Luxemburger Fest im Januar, wo Blutwürste und andere Luxemburger
Gerichte serviert werden. Manche Einwohner von Rollingstone kennen auch
noch das Luxemburgische "Judd met Gaardebounen" (Dicke Bohnen
mit Speck oder geräuchertem Schweinefleisch). Die Bohnen werden in
einer hellen Mehlschwitze angerichtet, gewürzt mit einem Kraut namens Bonakretchen (Bohnenkräutchen),
das die Nachkommen der Luxemburger in ihren Gärten ziehen. Dazu gibt es
Salzkartoffeln.
In ihrer Heimat waren die USA-Einwanderer Bauern, Arbeiter, Schäfer,
Schuhmacher, Zimmerleute, Anstreicher und Steinmetze. Ihre Nachkommen
arbeiten heute in Rollingstone in den gleichen Berufen.
Das Marnach-Haus in Elba, Minnesota, 1857 erbaut von
Nicholas
Marnach (a distant cousin?) und seiner Frau Barbra, mit seinen meterdicken Steinmauern zum
Schutz vor Indianer-Angriffen, ist ein Zeugnis für luxemburgisches
Bauhandwerk. Es wurde 1978 in das Verzeichnis historischer Stätten
aufgenommen als das einzige noch existierende Gebäude seiner Art in
Minnesota. 1991-1993 wurde es renoviert, Leute aus Luxemburg kamen über
den Atlantik und halfen mit. Sie trugen auch die Hälfte der Kosten.
Heute gibt es Besuche nach hüben und drüben und einen
regelmäßigen Briefwechsel mit der Heimat in Europa.
Das Foto von der Einweihungsfeier (1993) des fachkundig und
sehr hübsch nach Luxemburger
Art renovierten Marnach-Hauses hat Suzanne Bunkers (a distant cousin?)
gemacht, deren Vorfahren - darunter einige namens Marnach - aus der
Gegend von Feulen, Lu stammen. An diesem Tag feierten Ansässige und
Besucher aus Luxemburg gemeinsam den Erfolg ihrer Arbeit.
Eingangsschild und Marnach-House in
Elba, Minnesota, USA
Foto von Suzanne Bunkers, Mankato State University, Minnesota
http://www.intech.mnsu.edu/bunkers/photographs.htm
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