Land der dunklen Wälder

 

Masurenfahrt 1995


 

Wolfgang Niehues erzählt

Die Inbrunst verschied auf der Tonspur ... 
oder: The unknown neighbour


Der Gelsenkirchener Hauptbahnhof 1995. Beton; ebenso halbherzig wie missglückt in Form gebracht. Beschmiertes schmieriges Glas. Marodierende Horden von Tauben. Stinkende, unübersichtliche Ecken, die einen bei den hochsommerlichen Temperaturen ihre ganze Aura erfahren lassen. Der Wunsch, die verantwortlichen Stadtplaner auf den Mond zu schießen. Kaum der Ort, Feriengefühle sprießen zu lassen. 


 



1. Anmerkung

"Der alte Hauptbahnhof Gelsenkirchen und die Stadtplaner":

Dazu muss angemerkt werden, dass Anfang der 1980er Jahre der alte
Hauptbahnhof Gelsenkirchens – er hatte den Krieg überlebt und war in den Gründerjahren gebaut worden – abgerissen wurde. 

Nicht, weil er baufällig war, sondern, weil er Politiker und Stadtplaner sich in den Kopf gesetzt hatten, dass Gelsenkirchen etwas Neues braucht... die Öffentlichkeit hatte erst verstanden, was das bedeutete, als es zu spät war. Ein etwas lieblos da hingeklatschter eckiger Achtzigerjahrebau wurde gebaut, in dem – kein Witz! – bei der Planung die Bahnhofstoiletten glatt vergessen worden waren. 

Der Jubel über "unseren" neuen Bahnhof währte auch bei den wenigen Begeisterten nicht lange: nicht mal zehn Jahre später wurde allen Ernstes von den (ziemlich gleichen) Stadtoberen diskutiert, den gesamten Bahnhof wieder abzureißen, weil er ja so missglückt wäre…ein Schuft, wer sich da an Schilda erinnert fühlt.

 


 

Doch hier stehen wir nun, meine Freundin Judith und ich, trotz alledem voll Vorfreude auf den Urlaub an den sagenhaft schönen Seen Masurens. 

Der polnische Linienbus Köln - Olsztyn, preislich vollkommen konkurrenzlos verglichen mit deutschen Reiseunternehmen, soll hier gleich Zwischenstation machen. Äußerlich sehe ich zwar ziemlich ruhig aus, aber im tiefsten Inneren hat meine alte Bekannte namens Paranoia wieder voll von mir Besitz ergriffen.  

— Stehen wir hier vielleicht umsonst? — Vielleicht haben wir uns im Tag vertan!? —
Oder ist der Bus vielleicht statt um elf schon um zehn gefahren? — Er könnte auch auf dem Weg hierher verunglückt sein! — …oder er verunglückt gleich mit uns. — Was, wenn die Fahrer uns nicht auf ihrer Liste finden? — Sind wir hier überhaupt am richtigen Busbahnhof? — Oder vielleicht sogar in der falschen Stadt?      





Foto: Abend am Plautziger See (Jezioro Pluski)  bei Allenstein (Olsztyn)



Meine Zweifel verflüchtigen sich schneller als die Alkoholfahne des Typen neben mir, denn endlich fährt ein polnischer Reisebus holländischer Bauart in der schon beträchtlichen Vormittagshitze vor. Ich gehe zu einem der beiden Fahrer und frage ihn:
"Äh, entschuldigen Sie, ist das der Bus nach Ollschtinn?" (So etwa wird Olsztyn meines Wissens richtig ausgesprochen.)
"Ja, dieser", radebrecht er zurück.
Der andere Fahrer lädt ohne weitere Fragen uns und unser Gepäck in den Bus. Wir scheinen im Bus die einzigen gebürtigen Deutschen zu sein. Es ist unglaublich: ich dachte immer, mit Deutsch und Englisch, ein paar Brocken Französisch und Holländisch könnte man sich eigentlich überall verständigen. Nicht wirklich. Man braucht nur über die Grenze zu fahren und schon muss man Glück haben, jemanden zu treffen, der noch Deutsch oder schon Englisch kann.

 


2. Anmerkung

"Ein Zitat":
In diesem Zusammenhang fiel mir ein Zitat von Julia Kristeva ein, und ich
konnte besser verstehen, was sie damit gemeint haben könnte:
"Nicht seine Muttersprache sprechen. In Klängen, Logiken leben, die von dem
nächtlichen Gedächtnis des Körpers, dem bittersüßen Schlaf der Kindheit
abgeschnitten sind. Sie in sich tragen wie eine geheime Gruft oder wie ein
behindertes Kind, geliebt und unnütz – diese Sprache von einst, die verblasst, aber
euch nie verlässt."

aus: Julia Kristeva: Fremde sind wir uns selbst. Frankfurt am Main: Suhrkamp,1990. (Originalausgabe: Étrangers à nous-mêmes. Librairie Arthème Fayard,1988), S. 24 


Viele Passanten am Bahnhof schauen erst auf die polnischen Aufschriften und auf das Nummernschild des Busses und dann – mir scheint, kälter und abweisender als sonst – auf die Insassen. Den Blick eines dicken alten Manns kann ich problemlos in meinem Kopf synchronisieren: "Polackn! 't suchn die denn hia? Bestimmpt widda so scheiß billige Schwaazabaita! Odda Leute vonne Russenmafia, stantto sowat inne BILLD! Wat hat Harald Schmidt nomma gestern gesacht...?" Wahrscheinlich hat er noch gar nicht gemerkt, dass er den urdeutschen Namen "Kowalczyk" trägt.


Der Bus setzt sich in Bewegung. Vor uns liegen 1.100 Kilometer; von Kamen bis Berlin nur die gute und vor allem alte A2. Doch vorher kommen noch ein paar Zwischenhalte in Weltstädten: Herne, Unna, Bielefeld, Hannover. Ab da geht es so gut wie direkt bis nach Poznan. Peinlich genau halten sich die Fahrer in Deutschland an alle Tempolimits. Die polnische Grenze naht. Es dämmert. Schon nach etwa einer Stunde sind wir abgefertigt, und das trotz meines Passbildes, auf dem ich meine "Tag, ich bin der psychisch gestörte Massenmörder"-Parodie mache. In Polen. Seltsam, der Fahrstil hat sich doch sehr geändert, denn plötzlich jagt der Bus in bester BMW-Manier – gemäß dem Slogan "Freude am (Platt)Fahren" – mit Lichthupe erbarmungslos jeden Polski-Fiat, der ihm in die Quere kommt.

Wahrscheinlich um von diesen unschönen Jagdszenen abzulenken, wird der kleine Fernseher, der über dem Fahrersitz an der Decke angebracht ist, eingeschaltet und ein Video eingelegt. Vielleicht wird uns jetzt ein Einblick in die polnische Fernsehkultur gewährt!?
... Nein.
... Ein amerikanischer TV-movie.



Das ist so authentisch polnisch wie es authentisch indisch wäre, zu einem Tandoori Chicken eine Pepsi Light zu trinken. - Was soll's. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass wir bei einer untertitelten Version sogar etwas verstehen. Die Handlung des movie fängt an; wir sehen einen Mann in romantischen Ambiente. Oder was der Regisseur dafür hielt. Also eine offenbar laue Sommernacht, er hat seinen gebräunten Astralkörper in Abendgarderobe 
gezwängt. Er steht an einer Marmorbalustrade, genießt den Blick auf das nächtlich erleuchtete Los Angeles und in seinen Bourbon. An der Balkontür sind Wolkenstores zu erkennen, hinter denen zwei malerische Kerzen auf einem Tisch munter herumflackern. Eine Frau, ebenso gebräunt und gestylt wie er (aber stickstoffblond und langhaarig), kommt aus der Balkontür und gesellt sich zu ihm.

Blickkontakt. Lächeln. Prompt dudelt im Hintergrund ein Saxophon über geigenlastiger mainstream-Sülzmusik. Sie beginnt zu reden.
"Hi John!"
Ah, sehr gut. Der amerikanische Originalton ist immerhin...
"Czesc John!" 
Äh, was? Was war das für eine Männerstimme?
"Hi Laura, it's so good to see you."
Nee, die Stimme des Schauspielers war das n...
"Czesc Laura! Mi³o ciê widzieæ!"
Das war's schon wieder!
"Yes, John, it's been a long time but I still love you!"
Sollte etwa...
"Tak, up³yne³o du¿o czasu ale ja ciê jeszcze kocham."
Unglaublich!
"I love you, too."
"Ja ciê te¿."

 


3. Anmerkung

"Dank":
... (die polnische Schrift kommt auf Standardbrowsern leider nicht rüber) 
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei Jolanthe Olschimke bedanken,
die für mich den polnischen Text rekonstruiert bzw. neu ins Polnische übersetzt
hat. Ohne sie hätte ich diese Geschichte nur zur Hälfte schreiben können!


Was für eine Synchronisation! Um möglichst ökonomisch zu synchronisieren, hatte man für sämtliche Rollen, egal, ob Mann oder Frau, nur einen einzigen, männlichen Synchronsprecher engagiert, nach dem Musketierprinzip "Einer für alle". Für diesen ist offensichtlich das Wort Pathos vollkommen fremd, denn er spricht seine Sätze bar jeder Leidenschaft. So bleibt die knisternde Atmosphäre dieser Szene etwas auf der Strecke, und der Aspekt "Mann trifft Frau" wird akustisch etwas verzerrt. Judith und ich versuchen trotz dieses Realsatirencharakters, den Ernst zu wahren, um unsere Mitreisenden nicht zu verärgern, die sich alle mehr oder minder gebannt den Film anschauen – jedenfalls ohne Anzeichen von Belustigung.

Eine neue Szene beginnt. Der immer noch wie aus dem Ei gepellte Protagonist wird von ein paar bösen Buben belästigt und sein Armani-Anzug droht, von dem ewigen Herumgeschubse ein paar Falten abzubekommen. Mal sehen, ob hier die Stimmung der Szene besser 'rüberkommt.
"Hey, punk, don't you touch me!"
"Hei punk nie dotykaj mnie!"
"Listen, you son of a bitch, you'll hand over the money and I'll quit touching you!"
"S³uchaj, ty skurwysynie, daj mi te pieni±dze a ja ciê puszczê !"
"No way, get lost!"
"Napewno nie, spierdalaj!"


Dieses erhitzte Zwiegespräch hatte in der Synchronisation etwa den Esprit einer Windvorhersage bei Flaute. Von kurzen, unterdrückten Lachkrämpfen geschüttelt, sehnen Judith und ich das Happy-End dieses Films hierbei. Endlich ist es erreicht. Die meisten haben es sich schon gemütlich gemacht und schlafen. Judith sagt mir noch einmal, wie unheimlich bequem die Sitze für sie ja sind – was ich und mein Kreuz nicht gerade behaupten können – und schlummert süß ein. "Hach, jetzt bis zur Ankunft…nein, besser nur bis zum Sonnenaufgang schlafen.", murmelt sie noch. "Gute Idee.", sage ich.

Die Idee ist wirklich gut, aber… Es ist zum Verrücktwerden!
Ich drehe und wende mich in meinem Sitz und versuche, eine möglichst bequeme Position zum Dösen zu finden. Aber vergebens. Anscheinend können alle ganz toll schlafen, nur ich nicht. Nach jedem Satz der Schnarchsonate, die mein Hintermann aufführt, schaue ich auf die Uhr. Erst halb eins. Schon wieder sensationell ausgedehnte fünf Minuten vergangen. Ich schaue aus dem Fenster. Draußen ist kaum etwas zu erkennen. 


 

Moment. Doch, da hinten! Aus dem dunklen Nichts sehe ich etwas Erleuchtetes am Straßenrand auftauchen.  Wahrscheinlich ein Schnellimbiss, denke ich mir. Wir nähern uns ihm immer mehr, und ich beginne, die kirmesartige Beleuchtung zu bewundern. Nein, es ist gar keine Pommesbude, es ist ein Verkaufsstand für…ich glaub’ es nicht!!!…für Gartenzwerge! Ich sehe Massen von Gartenzwergen und geschmackvollen Korbwaren um einen Caravan herum gestellt, umrahmt von farbigen Lichterketten.

Mitten im Nirgendwo.
Mitten in der Nacht.
Offenbar geöffnet.
Kein Kunde zu sehen.
Auch kein Verkäufer.
Kein Mensch.

 


 

 

Wir passieren den Stand und er verschwindet wieder im dunklen Nichts hinter uns, wie einer dieser bizarren Kurzträume, die man meist beim Einschlafen hat. Keine fünf Kilometer später sehe ich schon wieder so einen Stand! Ich kneife mich, um sicherzugehen, dass ich wirklich nicht träume. Aua. Wohl nicht. Hm. Die Realität ist manchmal absonderlicher als  jeder Traum. 



Im Bus ist es inzwischen ziemlich kalt geworden. Ich lege meine Jeansjacke über meine Beine…ich könnte natürlich auch nach vorne zu den Fahrern gehen und bitten, die Heizung anzuwerfen…nein, besser nicht. Ich habe sowieso keine Ahnung, was "Heizung" auf polnisch heißt. Und ich werde gerade endlich müde. Endlich! Meine Augen fallen mir immer öfter zu…ich werde immer müder…unser Bus überholt, aber die Lichthupe des auf Kollisionskurs befindlichen Autos erkenne ich kaum noch. Und das verzweifelte Hupen unseres Busses an die Adresse des asozialen Sattelschlepperfahrers, der uns nicht wieder einscheren lassen will, höre ich kaum n…

Kollisionskurs? Hupen?
Aaah! Meine Hände krallen sich um die Armlehnen. Ade, schnödes Leben.
Wenigstens müssen nur der Fahrer und ich unser Ende kommen sehen, die anderen
überrascht es im Schlaf. Schade.

 


 

"Masuren": 
ist eine Landschaft im Süden der ostpreußischen Seenplatte und liegt im Nordosten Polens. Sie umfasst ca. 12.000 km2 und ist "bestimmt durch die Höhen der baltischen  Endmoränen, die oft durch Kanäle verbundenen Masurischen Seen und weite Nadelwälder." (aus: Bertelsmann Universal Lexikon. Gütersloh: Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH, 1993) 

Aus dieser ebenso wunderschönen wie sehr armen Landschaft kamen im 19.Jh. die meisten Einwanderer ins Ruhrgebiet, weil es Arbeit versprach. 

Weitere Informationen können aus den diesbezüglichen
Reiseberichten und TV-Reportagen von Klaus Bednarz gezogen werden, wogegen Bücher des Rautenberg-Verlags die deutsche Vergangenheit dieser Gegend heraufbeschwören.

 

 


 

 



 

 

 

 

Fotos

(oben)
Blick auf den Plautziger See 

 (unten)  Und das tauschten sie ein, um der Armut in Masuren zu entkommen: Kumpels im Ruhrgebiet, aus Stadtansichten, Verlag Lothar Junius

 


4. Anmerkung

Es ging dann doch noch gut. Wir sind tatsächlich in Masuren angekommen! ... in der Landschaft meines Urgroßvaters.

 

 


 

Marlies erzählt über

Masurische Volkskunst

Als wir 1995 in Masuren waren, kamen wir in Kontakt mit einem polnischen Künstler, einem Holzschnitzer, bei dem wir später im Auftrag unseres Pastors für unsere Kirchengemeinde in Gelsenkirchen ein paar Krippenfiguren zur Ergänzung unserer Weihnachtskrippe in der Kirche bestellten ...  nach einigen Gläsern von unglaublich hochprozentigem Wodka - eigentlich war es Weingeist, Spiritus, aber nicht Spiritus sanctus! -  der dich vom Hocker haute. Stanislaw nötigte sie uns erbarmungslos auf und wurde schon ärgerlich und aufgebracht, weil wir zunächst ablehnten. Zur Beschwichtigung stand auch eine kleine Flasche Sprudel auf dem Tisch.

Stanislaw schnitzte für uns im Laufe der nächsten Monate einige Schafe, später dann noch Ochse und Esel, (der Ochse war bei ihm eine Kuh, aber eine sehr hübsche. Die Frauen sind im Kommen, sogar in der Kirche, dachte ich), ein hölzernes gedrechseltes Lesepult (Ambo) für die Lesungen in der Kirche, und zwei Schnitzbilder, das eine stellte den Antonius von Padua dar, das andere Maria, die Immerwährende Hilfe.


 

 

 

 

 

 

 

Antonius von Padua

lebte um 1200 in Italien, er 
war ein großer Prediger.
Wenn ihm die Menschen nicht zuhören wollten, predigte er den Fischen in der See wie es  Franz von Assissi für die Vögel tat.

Er ist die Zuflucht aller, die etwas verloren haben, die Vergesslichen, Chaotischen, Unordentlichen, und er bringt Verlorenes zurück.


Auf dem farbigen Schnitzwerk oben sieht man ihn nicht in Italien, sondern er wandert vor einem masurischen Abendhimmel, vor der Allensteiner Stadtkulisse mit Burg und Jakobs-Kathedrale an der blauschillernden Alle entlang, dem Fluss, der Allenstein den Namen gab, begleitet von seinen Zuhörern: Flößern und großen Fischen. Er trägt eine Lilie und ein flammendes Liebesherz in den Händen. Am rechten Bildrand sieht man auf einem kleinen  Bildstock eine Antoniusfigur mit dem Jesuskind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schutzmantel-Madonna, 
"Die Immerwährende Hilfe"

Dem Aussehen nach ist sie eine ostpreußische Gutsherrin, inmitten der blühenden Landschaft Masurens, die unter ihrem Mantel Menschen der verschiedensten Regionen der Welt versammelt, Afrikaner, Eskimos, Indianer, Asiaten und viele Bauern und Instleute, die zum Gut gehören, junge und alte. Die Frauen und Kinder sind farbenfroh gekleidet, die Männer sehen alle aus wie Günther Grass, mit Schnauzbart und Hut.

 

Alles wurde sehr schön. Nicht so perfekt geschnitzt, wie frisch aus Oberammergau geliefert, sondern gute masurische Volkskunst. Sie wäre in Deutschland für unseren Pastor unerschwinglich gewesen, der alles privat finanziert hat. Nach einiger Zeit bestellte er noch  einen Deckel für unseren Taufstein !!! , etwa so groß wie ein Deckel für einen großen Kochtopf.... dachten wir. Denn wir hatten dem Stanislaw die Maße genau aufgeschrieben.

..... bis unsere Freundin, die Ferien-Managerin aus Allenstein anrief. Sie hatte zuerst geschimpft wie ein Rohrspatz auf Stanislaw und seinen hochprozentigen Wodka ("So eine Unvernunft! Er hätte euch umbringen können!"), dann aber netterweise die Schnitzereien stets mit einem Allensteiner Touri-Bus nach Gelsenkirchen mitgeschickt, im Gepäckraum. Allenstein (Olsztyn) und GE sind Partnerstädte, es gibt  eine regelmäßig befahrene Buslinie zwischen ihnen! Wir nahmen für gewöhnlich die Holzarbeiten dann am Busbahnhof GE in Empfang, und der Bus fuhr weiter, um noch mehr Fahrgäste in den Nachbarstädten aufzulesen. 


Pani Samulowska sagte also am Telefon: 
"Der Stanislaw hat den Taufsteindeckel gebracht. Ist aber viel größer als wir erwarteten!"

Ich sagte: "Naja, wird schon gehn, dann schicken Sie ihn doch bitte mit dem nächsten Bus!" 

"Hahaha! Bus? Dafür brauchte ich einen Lastwagen! so
groß ist der Deckel!"

Ich konnte mir das gar nicht vorstellen, ... bis ich Jahre später das Foto eines Hölzernen Taufbrunnens in einer schlesischen Kirche zu Gesicht bekam.


Foto: Hölzerner Taufbrunnen in einer schlesischen Kirche



Der Holzschnitzer musste einen erheblich  bescheideneren herstellen, den man im Bus gut verstauen konnte, ordentlich und schlicht aus schwerer massiver Eiche gedrechselt, und  war darob in seiner Künstlerehre tief gekränkt. 

Seit dem Foto aus Schlesien erst kann ich mir vorstellen, wie Stanislaws erstes Werk ausgesehen haben muss!


Foto: der Deckel auf unserem Taufstein


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